Montag, 16. Dezember 2013

Déjà-vu




Derzeit machen die Körpervermesser von sich reden. Sie joggen in smarten Trikots in den Alleen und auf den Fluren. Ihr Erkennungsmerkmal ist das iPhone am Oberarm. Es zählt die Schritte, misst Blutdruck und Atmung, registriert die geografische Spur und das Höhenprofil. Dem Vernehmen nach werden auch 24-Stunden-Aktogramme erfasst, wie bei Versuchsmäusen in den Drehkäfigen. Und nicht zuletzt interessiert man sich dafür, wie man geschlafen hat. Dazu werden Pulsprofile, Muskeltonus, Hautwiderstand und schnelle Augenbewegungen (REM) für Traumphasen und die Schlaftiefe durch das EEG erfasst. Na so was, meinen die Ewiggestrigen, muss der Mensch denn sein Innerstes zur Schau stellen? (Die Leistungen werden in Foren verglichen und es gibt Ranglisten.) Déjà-vu, liebe Self-Tracker, alles schon da gewesen. Mit einem Kilo Bananen verbrachten wir ganze Nächte an den Kurvenschreibern im Schlaf- und Traumforschungslaboratorium von Professor C.A. Meier[1], dem Nachfolger von C.G. Jung an der ETH. Der Kollege lag derweil schwer verkabelt in der Koje nebenan und träumte süss. Riesige Magnetbänder zeichneten die Daten auf. In den REM-Phasen wurde der Proband geweckt und es wurde notiert, was ihm gerade träumte.[2] Die Computerschränke hiessen PDP-11, vielleicht mögen Altersgenossen sich noch daran erinnern. Die Traumberichte wurden semantisch codiert und statistisch ausgewertet. In Sachen Mind-Tracking könnten die heutigen Body-Tracker noch etwas dazu lernen. Die Rangordnung der Publikationen wurden, statt über Foren, über die Fachpresse ausgehandelt.[3] Was damals Pioniere erforschten, wird jetzt zum Breitensport. Zur Vermessung der Körperfunktionen gesellen sich sammelwütige Firmen, die es auf unser Ego abgesehen haben. So werden wir immer durchsichtiger. Eine breite öffentliche Diskussion dazu hat eingesetzt. Mit unseren berufsbezogenen und sozialen Daten, die es ja im Internet bereits gibt, steht eine umfassende personenspezifische Datenaggregation vor der Tür, wie es selbst Huxley und Orwell nicht erahnten.
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[1] C.A. Meier
[2] Publikation aus Daten des Labors von C.A. Meier
[3] Inhaltsanalyse von Träumen,
Publikation von C.A. Meier et.al.
 

Mittwoch, 27. November 2013

LED



Adventslichter an Fassaden und Bäumen erleichtern uns den Abschied von einem grossen Sommer.  Energieverschwendung? Das war einmal. Die heutigen Lichterketten verwenden LEDs und bleiben kalt, da sie bei gleicher Leuchtkraft nur einen Zehntel Energie verbrauchen. Licht emittierende Dioden (LED) sind ein Produkt der Halbleiterphysik. Auf ihnen ruht die Beleuchtungstechnik der kommenden Jahrzehnte. Wie eine Glühlampe leuchtet, erfährt jedes Kind, wenn es das erste Mal einen Draht erhitzt; wenn es heiss wird, kommt das Licht. Das Wiensche Verschiebungsgesetz erklärt die Beziehung zwischen der Temperatur und der Wellenlänge des Lichts: Je heisser das Metall, desto weisser glüht es. Die Sonne benötigt knapp 6000 Grad für ihr weissblaues Licht. - Wie aber begreifen wir die LED? Sie leuchtet weissblau und bleibt fast kalt! Wie in der Glühlampe, liegt ein Leiter an einer elektrischen Spannung. 3 Volt sind genug. Fliessen 2 Ampère, sind das 6 Watt, und die 40 Watt Glühlampe ist ersetzt. Die LED erwärmt sich kaum, die Leistung wird fast völlig in Licht umgesetzt. Das Geheimnis liegt im Leiter, genauer ist es ein Halbleiter, ein Art Salzkristall, zum Beispiel Galliumnitrid. Stellen Sie sich eine Golfwiese vor mit vielen Löchern, alle sind 10 cm tief. Bei Raumtemperatur vibriert der Golfplatz, so dass einige Bälle (Elektronen) herausspringen und vom Wind (elektrische Spannung) über das Feld getrieben werden. Einige treffen wieder auf ein Loch und fallen 10 cm tiefer.  Sie liegen dort auf einem tieferen Niveau fest. Die Rekombination eines Balls mit einem Loch setzt ein immer gleiches Energiequantum frei (hörbar durch einen „Klack“). Im Atomgitter des Halbleiters entsteht stattdessen ein Lichtquant, seine Farbe entspricht der Fallenergie, ist also für einen bestimmten Golfplatz (Halbleitermaterial) typisch. LEDs waren früher einfarbig. Heute bettet man sie in eine Lumineszenz-Schicht ein, die einfarbige Lichtquanten in weissliches Licht umwandelt. So erreicht man eine natürliche Farbtemperatur. (Geposted im November 2013)
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Kriminell?


Neulich landete verführerische Post, die alle Spamfilter passierte, auf meinen Bildschirm: Ein Anwalt aus London stellte sich freundlich vor und orientierte mich über eine Erbschaft von 7 Millionen Euro von seinem Mandanten Thomas Fricker. Dieser sei unerwartet an einem Herzinfarkt verstorben. Verwandte seien nicht auszumachen. Er hätte meinen Namen im Internet  gefunden.  Er schlug vor, mir 50% zu überlassen, 35% für seine Bemühungen zu nehmen und 15% einer gemeinnützigen Organisation zu spenden. Dieses Vermögen hätte garantiert keinen kriminellen Ursprung.  Er würde für alle notwendigen Dokumente und ein Ursprungszeugnis sorgen, so dass wir die zuständige Bank aufklären und die Geldüberweisung durch legale Rechtsmittel abwickeln könnten. „Alles, was ich von Ihnen benötige, ist Ihr Vertrauen und eine gute Zusammenarbeit“, schrieb er zum Schluss. Wow, dann könnte ich mich ja zur Ruhe setzen! Ich untersuchte das Mail genauer: Es war in sauberem Deutsch abgefasst. Sein Name war im Londoner Telefonbuch bekannt, seine Kanzlei hatte eine gediegene Homepage, er war „Principal Attorney“ und hat drei Partner, die sich mit Finanz- und Vermögenssachen befassen. Zusammen mit Fachpublikationen und Registernummern machte das einen professionellen Eindruck. Maps zeigte mir das vornehme Haus an zentraler Lage in der City. Die Telefon- und Faxnummern stimmten. Die Mailadresse wurde bei einem auf Anwälte spezialisierten Provider in England gehostet. Alle Indikatoren im grünen Bereich – bis auf einen! Ich griff im Text gewisse Sätze heraus, die ein Spammer mehrfach brauchen könnte. Damit googelte ich und – bingo – dieser Brieftrick ist bekannt: Der Text kursiert, leicht variiert, an verschiedenen Orten und wird vernichtend kommentiert. Und ich war drauf und dran, einen hiesigen Fachmann zu konsultieren, der mir für die Transaktion zur Seite steht. Nun schickte ich das Mail in den Spam-Ordner, verlor glücklicherweise keine weitere Zeit und Spesen damit, und fragte mich: Warum hat ein arrivierter Anwalt das nötig? (Geposted Oktober 2013)

Interface


Klaus Bartels hat in seiner Buchbesprechung das Interface ins Zentrum gerückt, die Benutzeroberfläche dieser Computer, auf die der Mensch (zit.) obendrauf schaut, aber nicht hinein, geschweige denn hindurch. [1] Ich habe auf derselben Seite das Ego-Pad skizziert, das möglicherweise eines nicht allzu fernen Tages bewusst wird und sich damit selbst adaptiert und optimiert, was nichts anderes bedeutet, als dass es auf seinem inneren Interface die Regler und Schaltflächen autonom  bedienen wird. Nun geistert ein dritter Text von Thomas Metzinger  in diese Runde, worin der Bewusstseins-Philosoph konstatiert, dass unser  Selbstmodell transparent ist. Wir sehen nur das Abbild der Welt, in der wir uns als Subjekte bewegen, in der wir handeln. Aber wir sehen (normalerweise) jenes Medium nicht, das uns diese Erkenntnisse herbeischafft und Aktionen ermöglicht. Wir sehen nicht das Fensterglas, sondern den Vogel, der vorbeifliegt. Ein Pianist, der im Wechselspiel mit einem grossen Orchester ein Klavierkonzert meistert, kann dies mit geschlossenen Augen tun, obgleich seine Finger die 88 Tasten kunstvoll traktieren. Wir beobachten und manipulieren ein Weltmodell, wie es uns erscheint, aber wir bemerken die innere Benutzeroberfläche nicht, auf der wir spielen. Folglich ist es entscheidend, wie ein Maschinen-Interface gestaltet ist.  Wir möchten, dass die Computer für uns arbeiten und wir Prozesse steuern weit jenseits der  Benutzeroberfläche, die wir doch eher ins Pfefferland wünschen. Deshalb war Steven Jobs ein Genie, weil er ungeheuer leistungsfähige Helferlein mit menschenfreundlichen Gesten bedienbar machte, und darum glaubt Ballmers Microsoft, die Kacheloberfläche so hartnäckig verteidigen zu müssen, obgleich wir lieber mit Tastatur und 2-Knopf-Maus bis an unser Lebensende weiterfahren möchten. Der Wettbewerb um die beste Benutzeroberfläche [2] ist entbrannt, weil wir sie nicht mehr wahrnehmen möchten. Der Mensch denkt, und der Computer lenkt, und die beste Verbindung schafft ein unsichtbares Interface. (Geposted September 2013)
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1] https://www.facebook.com/photo.php?fbid=691874920839931&set=pcb.691875014173255&type=1&theater
2] http://www.tagesanzeiger.ch/digital/mobil/digital/mobil/Textarbeit-am-Tablet/story/10008015

Ego-Pad


Das Smartphone hat durch globale Vernetzung und lokale Rechenleistung eine beispiellose Entwicklungsstufe erreicht. Es überwacht unser Wohlbefinden. Es reagiert auf Blickkontakt und berührungslose Gesten. Dank einer raffinierten Sensorik weiss es weit mehr über die Trägerin und ihre Umgebung, als sie selbst. Anscheinend beginnt jetzt wieder ein neues Zeitalter. Das treue, hilfsbereite und intelligente Helferlein von Daniel Düsentrieb, das mit seinem Glühbirnenkopf meine Fantasie als Kind beflügelte, wird bald Realität! Unsere Kinder werden erfahren, ob und wann es möglich sein wird, dass ihre Pads Gefühle zeigen, ob sie Freude empfinden oder leiden, ob sie sich selber reparieren können – wie es auch das Helferlein konnte – und ob sie zu denkenden Partner werden. Es stellt sich immer deutlicher die Frage, ob Bewusstsein technisch machbar ist. Das müssten wir uns so vorstellen: Das Pad erfasst Zeit und Geostandort, besitzt die Karte seines Umfelds samt Dienstleistungen, Verkehrsfluss und Nachbarschaftsbeziehungen. Es weiss, mit wem es sich einlässt. Es erkennt seine Bewegung im Raum und ob sein Besitzer es beachtet. Es misst dessen Körperfunktion. Es greift auf das Internet zu und kann akustisch, haptisch, optisch erkennen. Es vergleicht seine Befunde mit anderen.  Kurz, es verfügt über ein Weltmodell. Daraus zieht es Schlüsse, entscheidet und agiert intelligent. Es berücksichtigt Vergangenheit und antizipiert Zukunft. Es optimiert seine Maschinerie selbst.  Beim Menschen ist das die Homöostase des Vegetativums. Das Pad wird zum Träger seiner Welt, die es einzigartig repräsentiert und aus der es kommuniziert, denn es ist nach wie vor ein Telefon!  Nichts kann uns daran hindern, zu vermuten, dass es Bewusstsein besitzt. Für den jugendliche Menschen, der schon heute das Handy nicht mehr aus der Hand gibt und immerdar vor der Nase herumträgt, wird das künftige Ego-Pad zum massgebenden Kameraden und unverzichtbaren Coach, der seine Stimme versteht, simultan hin und her übersetzt und einfach cool reagiert. (Geposted August 2013)
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Twitter


Epidemisch erhoben sich in arabischen Ländern viele Einwohner gegen die Bevormundung durch ihre Regimes. Wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt, beklagen Wenige am Anfang Kleinigkeiten, um sich dann lawinenartig zu vermehren und als Fundamental-Opposition gegen die Regierung zu demonstrieren. Neuerdings erfasst die Unrast die Türkei, wo mit zunehmender Härte re(a)giert wird, und Brasilien, wo die Korruption grassiert. Es sind vor allem fortschrittliche Menschen, die aufbegehren, und viele besitzen ein Smartphone. Twitter, Facebook, Youtube sind deshalb immer zur Hand. Wo Sie hinschauen, sehen Sie Menschen, die das winzige Denkzeug bedienen. Twitter scheint eine Schlüsselrolle bei der spontanen Rekrutierung der Massen zu spielen.1] Twitter ist ein soziales Netzwerk für Kurznachrichten, die von Personen ausgehen. Man kann sich einzelnen Sendern anschliessen, und/oder selber zum Sender werden. Wer etwas mitzuteilen hat, kann es sekundenschnell verbreiten. Als Twitter-Mitglied kann man solchen Meinungsmachern folgen, man wird zum Follower (Nachfolger). Wichtige Meldungen kann man re-tweeten (weiterpiepsen) an seine Follower. Diese re-tweeten ihrerseits und sorgen für lawinenartige Ausbreitung der Meldung, wenn sie der gleichen Meinung sind.  Wenn man selber interessante Tweets (Kurznachrichten) schreibt, oft auch mit Link zu ausführlicherem Text,  hat man bald selber Follower. Man kann öffentlich oder privat für seine Follower Nachrichten absondern und ihnen auch eine Direktnachricht zukommen lassen. Es braucht für Twitter das Smartphone nicht unbedingt, weil Twitter auch vom Handy mittels SMS bedient werden kann. So wurde Twitter zum ultimativen Rekrutierungsmedium, wenn es um die Information von Gesinnungsgenossen und die Organisation von Kundgebungen geht. Zweifellos liegt in der globalen und individuellen Vernetzung durch Twitter & Co. der Grund, weshalb heutzutage ziviler Ungehorsam über den Stadtrand hinaus geopolitische Umwälzungen auslösen kann. (Gepostet im Juli 2013)
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1] Die sozialen Medien sind ein wichtiges Kommunikationsmittel bei den Protesten gegen die türkische Regierung. Ein neues Gesetz soll Abhilfe schaffen. Den Artikel können Sie hier lesen: http://www.welt.de/politik/ausland/article117238267/Tuerkei-will-Nutzung-von-Twitter-strafbar-machen.html.

Dienstag, 4. Juni 2013

Schwer


Wie der Föhn am Wiggis den Wasserfall bergauf treibt. (Bild Südostschweiz)

Mit Google-Latitude konnte ich feststellen, dass mein Wanderfreund sich in Rom aufhielt. Zu Hause angekommen, wollte er meine Meinung wissen über ein physikalisches Phänomen am Albaner-See in unmittelbarer Nähe von Castel Gandolfo: Dort fahren Autos im Leerlauf spontan bergauf, was man in einem Youtube-Video[1] sehen kann. Daraus ergab sich eine Recherche zum Stichwort Gravitations-Anomalie.[2] Ich antwortete, es müsse sich dabei um eine optische Täuschung handeln. Das Fragwürdige sei der Begriff bergauf. Woran man dort erkennen könne, ob es bergauf oder bergab gehe, wollte ich von ihm wissen. Derartige optische Täuschungen gäbe es sogar in Vergnügungsparks. Und eine Wasserwaage würde auch nichts nützen, da sie derselben Schwerkraft wie das Auto ausgesetzt wäre. Es müsste ein von der Schwerkraft unabhängiges Visier horizontal ausgerichtet werden, was sich mit GPS oder mit dem Nordstern machen lässt. Selbstverständlich suchte ich nach wissenschaftlichen Vermessungen derartiger Stellen, die es auch in Polen (Karpacz) und in Deutschland (Butzbach) gibt. Ich wurde fündig[3] bei der Goede-Stiftung.org, die seit 15 Jahren wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Schwerkraft fördert. Sie liess die beiden Wunderorte mit einem SR530 GPS-Vermessungsempfänger von Leica-Geosystems vermessen, womit die Strassenhöhe Meter für Meter satellitengestützt auf 2 cm genau kartiert werden kann. Resultat: Die Autos rollen dort nicht aufwärts, sondern abwärts auf einem Gefälle von etwa 2%. Auf diese Weise kann das Internet Klarheit bringen, auch dort, wo Gläubige gern von einem Wunder sprechen. 

Jedoch, da ist am italienischen Vulkansee noch etwas kurios: Die Schwerkraft pulsiert. Eine rollende Flasche bleibt angeblich plötzlich stehen, um Minuten später oder an einer andern Stelle weiterzurollen. So grosse kurzzeitige Schwankungen der Erdanziehung wären in der Tat eine Sensation. Die Recherche geht weiter! Vielleicht liegt die Lösung in Näfels: Von dort wurde kürzlich ein Foto veröffentlicht von einem Wasserfall, der die ungeheure Wiggiswand hinauf schiesst. Das war keine Fotomontage, sondern natürlich der Föhn. Der Wiggis übrigens kann als mächtige Gesteins-Halbkugel von 1 Kilometer Radius modelliert werden. Diese wiegt 5 Milliarden Tonnen. Wenn ein Auto von der Erde mit 1.5 Tonnen angezogen wird, zieht es der Wiggis, der sich als gewaltige Felswand vor ihm auftürmt, mit rund 50 Gramm an, was zur spontanen Fortbewegung bei weitem nicht reicht. Da müssten schon 1000 Wiggise ziehen. Die Überschlagsrechnung zeigt, weshalb die Geophysik sich nie ernsthaft auf die Phänomene einliess beziehungsweise von einer Sinnestäuschung ausging.[4] Die Gravitation ist eine zu schwache Wechselwirkung, um ein Auto bergauf zu stossen.[5]
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[1]
www.youtube.com/watch?v=FlVpkWRU1Jc
[2]
www.borderlands.de/gravity.anomalies.php3
[3]
www.goede-stiftung.org/abschlussbericht-ueber-natuerliche-gravitationsanomalien-in-karpacz-gorny-polen-butzbach-hessen.html
[4]
www.desy.de/pub/www/projects/Physics/General/roll-uphill.html
[5] Die Anziehung ist zu den Massen proportional, zum Abstandsquadrat umgekehrt proportional.


 

Samstag, 11. Mai 2013

Teamwork


Dank Smartphone & Co schleichen sich fast unbemerkt neue Bequemlichkeiten ein, die bald niemand mehr missen möchte: Man kommuniziert auf mehreren Geräten gleichzeitig. Neben dem Fernseher liegt mein Laptop(A), den ich zum Beispiel brauche, um längere Texte zu schreiben. Unterwegs bin ich mit der Welt über das Smartphone(B) verbunden. Am Arbeitsplatz stehen vernetzte Computer(C) und grosse Bildschirme, das fördert den Überblick und tut den Augen gut. Morgens im Büro sehe ich auf C die neuen Mails durch, lösche einige, bezeichne andere als Spam und beantworte den Rest, ab und zu auch mit gewichtigem Anhang. Nun muss ich geschäftlich verreisen. Dann gehe ich selbstverständlich davon aus, dass auch in B dieselben Mails gelöscht sind und meine Antworten und die Anhänge identisch sichtbar sind. Inzwischen kommen neue Mails herein, auf die mich B unterwegs mit Summton aufmerksam macht. Ich beantworte sie knapp. Nun ist es Feierabend geworden. Nebst der Tagesschau beachte ich mit A auf den Knien rückblickend den Mailverkehr des Tages und merke, dass ich in der Eile ein Mail missverstand, weil ich mir nicht Zeit nahm, es genau zu lesen. Ich führe es mir nochmals zu Gemüte und schicke durch Weiterleiten meines knapp beantworteten Mails eine Präzisierung. Ich darf diesen Nachtrag auch morgens im Büro in C erwarten. Die sogenannte Plattform-Unabhängigkeit ist heute fast selbstverständlich. Wer solche Lösungen realisieren möchte, steht aber vor der Frage, wie das Zusammenspiel eingerichtet werden soll, insbesondere bei unterschiedlichen Mailkonti. Im Büro muss ich in C das Mailprogramm Outlook bedienen. Auf A läuft aus Kostengründen noch Live-Mail und in B läuft die iMail in der iCloud. Da ist es nicht einfach, alle Geräte und Kanäle miteinander zu synchronisieren und denselben Nachrichtenstand in A+B+C gleichzeitig zu gewährleisten! Es bieten sich die verschiedensten Lösungsvarianten an: Fernsupport auf den Bürocomputer, VPN-Vernetzung, IMAP, Web-Mail, Exchange Server, Virtualisierung in einer Cloud, und manches mehr. Die Provider buhlen um Ihre Gunst, die Entscheidung für den einen oder andern Weg fällt schwer. Dabei haben wird noch gar nicht erwähnt, dass zunehmend auch Dokumente im Teamwork plattform-unabhängig verwaltet werden wollen. Office 365 lässt grüssen. Und schliesslich will man sich nicht käuflich machen durch einen voreiligen Entscheid. Im Smartphone, das man mir der Swisscom-Shop in wenigen Minuten eingerichtet hat, ist doch an und für sich alles schon gratis implementiert. Vielleicht dämmert es Ihnen aber mit der Zeit, dass einiges noch nicht stimmt und man am besten den Rat eines die Szene überblickenden Experten einholt. Er wird Sie zuerst fragen, wie genau Ihr Arbeitsalltag aussieht und von welchen Ressourcen Sie unbedingt abhängig sind. Dann wird er Ihnen eine nachhaltige System-Lösung vorschlagen und, wenn Sie mögen, auch fachkundig installieren.

Samstag, 16. März 2013

Modelle



Computerwelten bestehen nicht nur aus PC, Internet, Smartphone, Google und Facebook, Computerwelten dominieren zunehmend auch die Naturwissenschaft. In der Biologie zumal wird mit gigantischer Rechenleistung die Tür zu völlig neuen Kapiteln in der Wissenschaftsgeschichte aufgeschlossen. 

In der Biologie konnte und kann die Schweiz an der Weltspitze mithalten. 1949 bekam der Zürcher Physiologe W. R. Hess den Nobelpreis für die funktionelle Organisation des Gehirns. Seither geht’s aufwärts mit der Neurobiologie in der Schweiz. ETH und UNI-Zürich arbeiten auf diesem Gebiet zusammen. Zwar hat man viel in die Welt der Moleküle investiert, etwa in die Botenstoffe, und damit der Pharmakologie gedient, doch ringt man immer wieder um das Verständnis des Systemischen. Um zu verstehen, wie eine Hefezelle reagiert, wie ein Gefühl zu Stande kommt oder wie im Gehirn eine Schizophrenie entstehen kann, braucht es ein angemessenes Modell. Die akribische Beschreibung der Funktionen wie bei Hess genügt nicht mehr. Denn ein Organismus ist kein Puzzle-Bild, ein Organismus ist hochgradig vernetzt und nichtlinear rückgekoppelt, wodurch unvorhersehbare Eigenschaften hervorgehen. 

Nun will man durch komplexe Computersimulationen die Organismen im Rechner abbilden. Man kann der Computer-Hefezelle die Nährlösung versalzen, um zu sehen, wie sich ihr Wachstum verändert. Man kann das künstliche neuronale Netz reizen und Kopplungsstärken justieren, um zu testen, ob es dies verkraftet oder wie es krampft. Wenn das Modell ähnlich reagiert wie das biologische Vorbild, dann hat man die Biologie durchschaut. Der bekannte Physiker Hawking schrieb, das Modell ist der einzige Weg, das Universum zu verstehen

Deshalb wird vom Bund und von Kantonen eine halbe Milliarde gesprochen, um Computersimulationen für die systemische Biologie in der Schweiz zu ermöglichen. Mit einem Bleistift und einem Fetzen Papier, womit Einstein das Licht entschleierte, kommt man dem Lebendigen nicht bei.

Küchenbau



Wieder muss eine Küche geplant werden, es ist meine vierte. Zuerst den Raum vermessen: Länge, Breite, Raumhöhe, Kaminvorsprung, Türradius, Lage der Fensteröffnung und des Simses, Anschlusstelle des Abluftrohrs, Steckdosen, Zu- und Abwasserstutzen, wo springen Plättli und Steinsockel vor? Einige Masse lassen sich am bequemsten mit einem optischen Längenmessgerät erfassen, Zeit ist Geld. Im neuen PC die Version 8 von SketchUp installieren und den Raum auf den Millimeter genau einzeichnen wie eine oben offene Box. In der 3D-Galerie dieses genialen Programms findet sich das ganze IKEA Faktum Küchensystem. Boden- und Oberschränke bilden das Gerippe, man kann gleich ganze Sammlungen herunterladen und auflösen, damit passende Einheiten ausgewählt, gedreht, und magnetisch aneinandergereiht werden können. Hilfslinien erleichtern die genaue Anordnung. Mit Linienzeichner, Rechteck- und Zugwerkzeug konstruiert man die Arbeitsplatte, die beim Steinlieferanten rechtzeitig bestellt werden sollte. 

Nun wechselt man zum Ikea-Küchenplaner, womit on-line die Frontenart ausgewählt, Schubladen und Auszüge eingesetzt, Küchengeräte und Dunsthaube präzis eingefügt werden können. Das Programm warnt, wenn Sicherheitsabstände nicht eingehalten sind oder wenn ein Spültrog mit dem Abfalleimer in Konflikt gerät oder wenn die Hahnenbatterie mit dem Fensterflügel kollidiert. Auf diese Weise kann eine geschickte Person die Küche fast fertigstellen. Die Schlusskontrolle macht man mit einer IKEA-Mitarbeiterin in Dietlikon oder Spreitenbach, wo man anschliessend den im IKEA-Server gespeicherten Bauplan in eine Stückliste und Offerte umrechnen lässt und auf der bestellten Ware 25 Jahre Garantie bekommt. IKEA hat mich nie enttäuscht, die Qualität der Formteile, Oberflächen und Beschläge ist 1A und alles passt. 

Wem das Fixieren an den Wänden dann doch etwas zu mühsam wird, kann jetzt einen Schreiner für einige Arbeitsstunden noch hinzuziehen. Trotzdem hat man dank PC-Einsatz viel Geld gespart. Do-it-yourself macht riesig Spass, wenn das System dann perfekt hinein- und zusammenpasst.