Sonntag, 23. Dezember 2012

Lumia ad astra


Das Flaggschiff Microsoft hat wohl ein Dutzend Jahre lang die Computerwelt mit Windows und Office versorgt und damit für ein konsistentes Fundament gesorgt, auf welchem unzählige Anwendungen entwickelt werden konnten, die für die Wirtschaft, die Wissenschaft und nicht zuletzt für die Privatanwender unentbehrlich wurden. Wir haben uns daran gewöhnt.

Sogar Apple führte auf diesem Fundament mit der Übernahme der Microsoft Office Suite eine unauffällige Koexistenz. Bis der geniale CEO Steven Jobs mit dem iPhone, später dem iPad, das Steuer an sich riss und die Computerwelt mit Chaos überzog. Gleichzeitig wuchs Google mit betörenden Softwareerfindungen über die angestammte Rolle als Suchmaschine weit hinaus. Das Chaos wurde perfekt, als Google mit Android an den Grundlagen von Microsoft zu rütteln begann und Microsoft das Potential des Internets für jeden Menschen jahrelang unterschätzte.

Apple konnte als der lachende Dritte eine in sich geschlossene iLounge kultivieren, in der sich treue Gläubige und ordnungsliebende Überläufer versammeln, darunter besonders viele (nämlich über 50%) der CH-Smartphone-BenützerInnen.

Nun scheint sich das Blatt zu wenden. Android ist beim privaten Denkzeug auf Vormarsch, und mit Windows 8 wird Microsoft 2013 zu einem gleichwertigen Konkurrenten. Vieles deutet darauf hin, dass Microsoft sich auf die Rolle als Ordnungsmacht zurückbesinnt, denn für die Wirtschaft bringt das turbulente Apps-Gewitter keineswegs nur Vorteile. Können wir demnächst ein Überholmanöver des Flaggschiffs beobachten?

Windows 8 ist lanciert und millionenfach kopiert. Schon liest man von Ausverkauf der letzten Windows 7 Computer. Microsoft will selbst ein Tablet lancieren – und kann nicht liefern. Die Nokia Lumia 920 mit Windows 8 sind überall ausverkauft, wochenlang, während sich der Wert der Aktie von Nokia zweimal binnen eines Monats verdoppelt hat. Mit Microsoft und Nokia, dem Platzhirsch der Mobiltelefonie, wächst zusammen was zusammen gehört. Selbst Samsung beginnt sich auf Windows 8 zu besinnen. Die grossen Kacheln werden das Computerjahr 2013 beherrschen. Wird Microsoft die ersehnte Ordnung in das Chaos zurück bringen?

Ich habe bereits ein gelbes Nokia Lumia 920 ergattert (siehe Bild), um dabei zu sein, wenn in Redmond wieder die Tulpen blühn...

Dienstag, 4. Dezember 2012

Guetn8




Merry Christmas war kurz und bündig der Inhalt der vor genau 20 Jahren verschickten ersten SMS. Oder heisst es „das“ SMS? Ich google und finde weit mehr Treffer für „die“ SMS. Allerdings berät mich weiter unten ein Portal für Rechtschreibung, dass in der Schweiz der sächliche Genus üblich ist. Also neige ich mich beim Beschreiben der Short Message Service-Botschaften dem Neutrum zu, was im Einklang mit dem süddeutsch-sächlichen Artikel des E-Mails ist. Mit maximal 160 Zeichen ist das SMS eine zur Kürze zwingende Botschaft. Doch gerade deshalb hat die täglich Millionen SMS verschickende Jugend begeistert einen Kurz-Jargon[1] entwickelt, der von uns Älteren als Wildwuchs und grammatische Anarchie empfunden wurde. Das internationale Forschungsprojekt „sms4science“ wies allerdings keinen negativen Zusammenhang zwischen SMS-Schreibung und Schreibkompetenz nach, im Gegenteil. Während ich mich auf den munzigen Touch-Screens mit den Fingerkuppen oft vertippe, schaute ich neulich einer Schülerin zu, die im fahrenden Wagon stehend, schwindelerregend schnell mit beiden Daumen auf dem iPhone SMS um SMS schrieb. Schreibverwilderung sieht anders aus! Neid und Respekt zollte ich dieser jungen Dame, der offensichtlich das Handy in die Wiege gelegt wurde und die damit in steter Übung ihre Kommunikationsfreude perfekt auslebt. Die SMS-Forscherinnen wiesen Erstaunliches nach: Die Grammatik setzt sich auch im SMS durch. Zwar wechselt die Sprache oft im gleichen Satz, etwa so: „Je viens de rater le train ce qui veut dire, dass du chli uf mich wartä muäsch...“. Doch leben die Dialekte auf, das SMS scheint Zufluchtsort des geschriebenen Rätoromanischen zu sein. Gsimst wird so, wie man miteinander sprechen würde. Allerdings werden nach kurzen Vokalen Doppelkonsonanten geschrieben, wie chunnt, gwüsst, iklemmt. Stenografie mag tot sein, aber in den Daumenbotschaften ist Kurzschrift, oft ist mit Emoticons versüsst, wieder in. Um die Sprach- und Schreibkompetenz der Mädchen, die doppelt so oft wie die Jungen simsen, brauchen sich niemand Sorgen zu machen. Und wir Älteren könnten doch auch mal versuchen, damit den Jungen neu zu begegnen. Kommt „Guetn8 k+ly“ zurück, wissen Sie, dass ihre Enkelin Sie mag.
Glg Bruno Fricker
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[1] www.smszeichen.ch

Samstag, 17. November 2012

Tanzen statt surfen


Tanzen statt surfen...


...ein neuer Trend? Surfen im Internet meint das oberflächliche Sich-treiben-lassen von diesem zum nächsten Hyperlink. Die Verweildauer auf der Welle ist kurz, sie verläuft bald im Sand, und schon fordert die nächste meine volle Aufmerksamkeit, bis auch diese, nach Sekunden, der übernächsten Platz macht. Surfen ist vollkommen re-aktiv, von aussen gesteuert. Spätestens seit Manfred Spitzers neuestem Buch „Digitale Demenz“ ist diese Tätigkeit als verdummend und süchtig machend in Verruf geraten. Da halte ich es schon eher mit unserem Zürcher Neuropsychologen Lutz Jäncke, der es fahrlässig findet, den Leuten auf diese Weise Angst einzujagen. Ich möchte deshalb lieber durch das Internet tanzen statt surfen. Tanzen ist die hochwertigste Form menschlicher Bewegung. Seitdem ich, zusammen mit meiner Frau, Tanzunterricht nehme, wächst von Jahr zu Jahr mein Respekt vor dieser Kunst. Man beginnt mit Tanzschritten, die in der Google Bildersuche als Abfolge von Fussabdrücken mit Richtungspfeilen dargestellt sind. Jedoch, Tanzen ist weit mehr, als das Setzen der Füsse in derartige Schablonen. Tanzen ist das rhythmisch fliessende, selbstbeherrschte Zusammenspiel unzähliger Bewegungsmöglichkeiten meines ganzen Körpers im Austausch mit der Partnerin. Besonders wichtig: Die Bewegungen gelingen nur, wenn das Zentrum führt. Die Glieder gehorchen dem Zwerchfell und den Drehungen der Hüften. Die Tanzfigur muss sich von der Körpermitte her entfalten. – Wer das Internet benützt, darf sich nicht von den Inhalten (ab)treiben lassen, sondern muss sich bewusst machen, was sie oder er damit anstellen will. Nicht Re-aktion sondern Re-flexion muss das Credo sein. Das Zentrum – und das ist in diesem Fall der menschliche Geist – muss unbedingt führen. Er darf sich anregen lassen von unzähligen Aussagen und Bildern, die eine Suchmaschine herbeischafft, aber er muss augenblicklich aussortieren, was seinem Führungsanspruch zuwiderläuft. Dann dienen die Klicks beziehungsweise Gesten der Weiter- und Höherentwicklung unserer kognitiven Fähigkeiten. Damit können wir die Welt lustvoll verinnerlichen, unsere Orientierung festigen und unsere Fähigkeiten perfektionieren wie ein tanzendes Paar in seinem Saal.

Montag, 1. Oktober 2012

Windows 8



Beständig ist nur der Wandel. Wieder gilt es umzulernen, denn Windows 8 steht vor der Tür. Microsoft will sich damit eine führende Rolle bei den tragbaren Computern sichern. Und diesen gehört die Zukunft. Während sich Apple und Google mit Patentklagen überziehen, lanciert Microsoft mit Windows 8 eine strategische Wende. Noch kann niemand voraussagen, wie es mit der Akzeptanz des neuen Betriebssystems aussehen wird, aber es spricht doch einiges für Microsoft. Plättlileger werden jedenfalls ihre Freude daran haben, denn man schaut nun auf das Kachelwand UI (User Interface). Wer seine Ikönchen gern auf einen tollen Hintergrund legte, wird sein Lieblingsbild vermissen. Doch der Platz ist knapp bei tragbaren Geräten, und da ist es doch besser die Schaltflächen aufzuwerten und womöglich mit Fingern bedienbar zu machen. Die Kacheln sind nun selber Informationsträger, zeigen Bildershows, Wetterberichte, melden neu eintreffende Nachrichten, Musiktitel - kurzum die neue Oberfläche lebt. Die Charm-Leiste ist der Ersatz für das Startmenü. Man kann sie am Rand jederzeit hervorholen. Sie trägt die Aus-Taste, welche das UI sehr schnell in den Ruhezustand versetzt. Ganz abschalten muss man den PC nur noch 1- bis 2-mal im Monat. Folglich ist das UI auch sofort da, wenn man den PC einschaltet. Gespannt sein darf man auf den Ressourcenverbrauch, der gegenüber Windows 7 dem Vernehmen nach deutlich gesenkt wurde. Konservative, die mit der UI-Umstellung Mühe haben, können übrigens auf die vertraute Windows-Oberfläche wechseln. Windows 8 ist eine beachtenswerte Grundlage für stationäre und tragbare Computer bis hinunter zu den Smartphones.
Damit nicht genug: Microsoft lanciert dazu ein äusserst elegantes Tablet mit abnehmbarer Tastatur. Es ist preiswert und soll Windows 8 zum Durchbruch verhelfen.

Mittwoch, 5. September 2012

Verkehrslage




Morgenstau auf der Sihlhochstrasse

Was in dieser Kolumne 2009 als Zukunftsmusik bezeichnet wurde, ist heute Tatsache: die Abbildung der aktuellen Verkehrslage in Google Maps. Viele Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android sind in Autos unterwegs und geben laufend Standortdaten ab. (Man kann das abschalten, doch niemand weiss wo...) Google verfügt deshalb über ein genaues Bild der Verkehrslage. Aus Standort- und Zeitdifferenzen sind insbesondere die Geschwindigkeiten der Verkehrsflüsse augenblicklich verfügbar. Google ist dank maximaler Vernetzung und Rechenkapazität andern Verkehrs-Dienststellen weit voraus. Nur Google hat diesen zeitechten Einblick und kann die ungeheuren Datenmengen im Kartenwerk Maps der Öffentlichkeit augenblicklich präsentieren. Diese kann damit in sehr praktischer Weise vom Boom der Smartphones profitieren, denn Maps läuft ausgezeichnet auf den Smartphones, die gleichzeitig Messpunkte sind. Maps starten, Zürich sprechen, schon sehen Sie die Spuren mit Stau (stop-and-go, braun), zähfliessendem (rot), dichtem (gelb) und normalem Verkehr (grün) auf Ihrer Zufahrt nach Zürich. Google weiss, dass Sie in Kilchberg sind, und zeigt Ihnen die nächstliegende Zufahrt (Wollishofen und Brunau). Vergrössern Sie die Karte ein wenig mit einem Fingertipp bei +, dann sehen Sie die Verhältnisse auf den Quartier- und Umfahrungsstrassen auch und erkennen, wie Sie Staus umfahren können. Ortungsquellen sind die Zellen für Mobilfunk und die zufällig tangierten WLAN-Felder, die wie Leuchttürme zur Triangulation benützt werden. Jedes Android-Handy speichert laufend die Position der letzten 50 Handy-Funkmasten und 200 WLAN-Netze. Anhand einer riesigen Datenbank, in der alle WLAN-Stationen und Funkmasten verzeichnet sind, kann das Android-Handy auch ohne GPS bis auf wenige Meter genau den Standort ermitteln. Dennoch kann GPS zur noch genaueren Ortung beitragen, sofern es eingeschaltet ist. Der Einfluss Googles auf den Verkehrsfluss ist noch kaum absehbar.

ePrint



Ist es nicht erstaunlich? Jede/-r Zweite in der Schweiz besitzt heute ein Smartphone. Doch nur wenige wissen von den enormen Anstrengungen der Druckerhersteller, diesen Telefonierenden auch eine smarte Druckerlösung anzubieten. Wer danach googelt, begegnet einem inflationären Angebot von Cloud-Printern oder ePrintern. Ich muss mich hier beschränken. Kurz nach der Einführung des iPhones entstand der Service HP ePrint der Post, womit man an 1850 Poststellen vom Smartphone aus drucken kann. Je nach Seitenzahl kostet es 2 Fr. bis 30 Rp. pro Seite. Die App dazu heisst HP ePrint Service. Damit wählt man den geeignetsten öffentlichen Druckstandort „in meiner Nähe“. Es melden sich effektiv alle Poststellen meiner Umgebung, dazu noch die HP(Schweiz) GmbH in Dübendorf. Man kann sich den Dienst auch gleich auf den Karten einzeichnen lassen. Anschliessend sendet die HP-Cloud eine Empfangsbestätigung und einen persönlichen Pin, womit der Ausdruck innerhalb einer Woche am Schalter abgeholt werden kann. Die Postmitarbeiterin kann dank des persönlichen Pins des Benutzers auf die entsprechende Datei zugreifen und diese ausdrucken. Der Ausdruck erfolgt selbstverständlich nur im Beisein des Auftraggebers und mit einem Deckblatt, so dass private Daten auch privat bleiben.

Nicht verwechseln darf man diesen Service mit der neueren App HP ePrint Home&Biz, womit man jeden netzwerkfähigen HP-Drucker, auch ältere Modelle, im eigenen WLAN vom Smartphone her ansteuern kann. Auch hier gelangen Bilder, Mails, Dokumente oder PDFs über die HP-Cloud zum Druck mittels einer speziellen Mailadresse, die von HP während der Druckerinstallation zugeteilt wird. Da die HP-Cloud das Druckermodell über eine IP-Adresse ansteuert, entfällt die langwierige Installation umfangreicher Druckersoftware auf dem eigenen PC. Der Slogan für Cloud-Printing lautet: Wer mailen kann, kann auch drucken. Im zugehörigen HP ePrintCenter gibt es jede Menge von Druck-Apps. Sie reichen von Wetterberichten über Nachrichten und Reiseführer bis hin zu Bastelbögen und Ausmalseiten für Kinder und Businessformulare.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Zitterpartie


Da die Finanzmärkte ganz und gar computergetrieben funktionieren, kann es der Computerkolumnist nicht lassen, aus der Froschperspektive zu glossieren, was dort oben geschieht. Wir leben alle (ausser ein paar Finanzgötter[1], welche Billionenumsätze managen) unter einem gewaltigen Damoklesschwert, das jederzeit heruntersausen und in der realen Welt verheerende Zerstörungen anrichten kann. Schwindelerregende Milliarden-Transaktionen übertreffen Woche für Woche die jährlichen Bruttosozialprodukte der Staaten[2], nicht nur an den Börsen, sondern im kaum kontrollierten ausserbörslichen 7x24Stunden-Handel. Über die gefährlichen Instabilitäten durch zeitlich versetzt reagierende Computer habe ich im Januar schon berichtet. Heute fasziniert mich, der besonderen Gestalt wegen, eine Kurve, die in allen Zeitungen täglich erscheint: der Euro/Schweizerfranken-Wechselkurs. Seit Mitte April 2012 zittert dieser Chart knapp über der magischen 1.20 Grenze. Alle wissen, Euro-Käufe der Nationalbank halten die Linie stabil. Reden darüber ist derzeit verpönt, was an sich schon alarmierend ist. Die Marke wird, koste es was es wolle, verteidigt. Seit der Goldstandard gefallen ist, verfügt die Nationalbank über eine unerschöpfliche Geldmaschine, um den Heisshunger der Devisenhändler zu befriedigen. Nun hat sich seit Mitte 2011 die Geldbasis in der Schweiz aber mehr als verzehnfacht[3]. Und alle applaudieren. Niemand kommentiert die eigentümlich flache Zitterpartie, die der Euro-Kurs zum Schweizerfranken seit Mitte April 2012 kennzeichnet.

Solche Phänomene kennt man auch in der Physik, als Unheil ankündigende Zeichen.


So erinnert die Chart-Kurve derzeit an die gekräuselte Wolkenuntergrenze kurz vor einem gewaltigen Gewitter. Die Märkte (Hedgefonds) werden das Stabilisierungsvermögen der Nationalbank testen, heisst es. Ist unter diesem Himmel ein Niedersausen eines zerstörerischen Tornados nicht unwahrscheinlich? Denn im Finanz-/Wolkenhimmel zirkulieren ungeheure Geld-/Energiemengen, denen nichts widerstehen kann.

Wie die Finanzwelt, so ist auch das Gehirn ein ungeheuer komplexes Billionen-Gebilde.


Links: krankhafte Starrheit;  rechts: normal variabel
Hirnstromkurven sind wie Börsenkurse volatil und können im Normalfall verschiedenste Anforderungen elastisch bedienen. Epileptologen habe herausgefunden, dass über dem primär epileptogenen Areal, also über dem zum Anfall neigenden Hirngewebe, die Hirnstromkurve äusserst flach wird, genau wie unser fragwürdiger Chart. So gesehen wäre die Starrheit der Kurve ein Warnzeichen für einen bevorstehend Anfall, in welchem das dynamisch überreizte System unter grössten Ausschlägen zusammenbricht. Dann verliert der Epileptiker unter Muskelkrämpfen sein Bewusstsein.

Gleichartiges lässt sich am Herz beobachten. Normalerweise schlägt das Herz nicht starr wie ein Pendel, sondern mit Schwankungen wie oben abgebildet. Beim gesunden Herz variiert der zeitliche Abstand von Schlag zu Schlag. Dieses Schwankungsmuster ist für jede Person verschieden und kann sogar zur biometrischen Identifikation benutzt werden. Wenn dieses Muster erstarrt, ist das ein alarmierendes Krankheitszeichen, das Herz kann sich nicht mehr auf wechselnde Anforderungen einstellen, und es kann sich auch nicht mehr schnell erholen.

In allen drei Bereichen gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die mit ein und denselben mathematischen Verfahren aus der Chaostheorie (Phasenraum-Diagramme, Komplexitätsmessung, Liapunov-Exponent) versuchen, die Neigung zur Instabilität zu berechnen. In der Neurologie und Kardiologie gibt es, darauf basierend, bereits Frühwarngeräte, um die Attacke resp. den Infarkt noch rechtzeitig abzuwenden.

In der heilsamen Eingriffen und Regulierungen widerstrebenden Finanzwirtschaft indessen will man davon nichts wissen. Für den, der die Zeichen zu deuten versteht, ist eine bevorstehende verheerende Krise auch aus dieser Perspektive keine Überraschung mehr.
_________________
[1] www.forbes.com/lists/2012/hedge-fund-managers-12_land.html
[2] www.wer-weiss-was.de/Anfragen/www_de/archiv/160269/weltweiter-geldumlauf-finanzwirtschaft-zur-realwirtschaft.html
[3] FAZ Finanzen vom 21.12.2011 „Der grösste Sünder ist die Schweiz“

Freitag, 8. Juni 2012

Smartmusic



Das Smartphone überrascht auch nach längerem Gebrauch mit tollen Möglichkeiten. Ich berichtete schon, wie ich meine grosse Musikdatei mit Dropbox in die Wolken verschob. Mit dem Dropbox-App im Smartphone begleitet mich diese Sammlung, die auf CDs eine Zimmerwand füllen würde. Durchsuchen lässt sie sich nach Komponist, nach Interpret, oder auch so: [Beethoven_Sonata No. 14], und schon wird die Mondlichtsonate der verschiedenen Interpreten gelistet. Einen Track angetippt erklingt im Piezolautsprecher oder im Ohrhörer. Wer auf der Dropbox-App-Trefferliste rechts ins Kreislein tippt, sieht unter anderem das Sternsymbol. Dieses tippen Sie ebenfalls an. Damit lädt man die Tracks, die man gern als Album hintereinander hören möchte, herunter. Verlassen Sie Dropbox und tippen Sie die Schaltfläche „Musik“ an, den von Samsung vorinstallierten Android-Musikplayer. Siehe da, das Album liegt dort schon bereit. Sie brauchen nur den ersten Track anzutippen, dann läuft das ganze Album ab. - Achtung: Wenn Sie das Smartphone ganz abschalten, sind alle Inhalte des Musikplayers nach Neustart gelöscht. Das Smartphone wird dadurch entlastet. Stellen Sie einfach eine neue Albumliste zusammen aus der Dropbox-Cloud. So wird die Musik nie langweilig.

Viele Musikliebhaber besitzen eine tolle alte Stereoanlage. Sie können das Smartphone als Vermittler zwischen Musikwolke und Lautsprecher nutzen. Gesagt, getan! Kaufen Sie einen winzigen Bluetooth-Adapter (neuere Anlagen haben Bluetooth eingebaut). Der Android-Player hat unten links eine Popup-Taste „Bluetooth“. Sie brauchen dort bloss zu tippen und die Musik erklingt in Ihrer HiFi-Stereoanlage. Wenn Sie in der Küche am Frühstückstisch laut hören möchten, kaufen Sie einen kleinen Bluetooth-Lausprecher, der in die Ecke passt. So bald Sie mit dem Smartphone zu Tisch sitzen, schaltet dieser sich selbsttätig ein und übernimmt die Musikwiedergabe des Smartphones. Nicht genug: Ruft jemand an, schaltet die Musik ab und der Lautsprecher übernimmt das Telefongespräch als Freisprecheinrichtung, wie es in neuen Autos üblich ist. Mit Apps wie RadioRec+ oder TuneInRadio stehen Ihnen unzählige Radiostationen zur Verfügung, darunter sind alle Schweizer-Sender.

Wenn die Radiosendung abbricht und etwas später wieder einsetzt, ist das WLAN oder das Internet möglicherweise zu langsam. Sie können in den Eigenschaften von TuneIn den Vor-puffer auf 30 Sekunden einstellen. Die Aussetzer werden dann seltener. Bei RadioRec+ kann die Buffergrösse beliebig eingestellt werden. Der Standard ist 8192 Bytes.

Link zum Logitech Bluetooth Adapter. Link zum Logitech Wireless Speaker.

Sonntag, 6. Mai 2012

Synchron


Bild: http://infratix.de/synchronisation

Einer meiner Kunden besitzt ein Notebook mit Windows XP. Unlängst kaufte er sich eines mit Windows 7 dazu. Er wünschte, die Eigenen Dateien in XP mit der Bibliothek in Windows 7 abzugleichen: Der Bestand der Dateien, die der Kunde besass, täglich neu hervorbrachte und durch seine Geschäftstätigkeit änderte, sollte in beiden Computern synchronisiert werden mit dem Ziel, in beiden Maschinen identische Datenbestände herzustellen. Da beide Computer über einen Internetzugang verfügen, liegt die Idee nahe, über das Internet abzugleichen.

Die Lösung, alle Dateien automatisch synchronisieren zu lassen, fand ich auf Dropbox.com. Dieser unabhängige Synchronisations-Dienstleister ist seit Jahren bekannt, beschränkt sich nicht auf Office-Dateien und verfügt über eine wohltuend einfache Bedienoberfläche. Ich versuchte es zuerst mit meinem grossen Musikarchiv, das ich fortan auch auf dem Smartphone nutzen kann. Da nur 2 GB kostenlos sind, löste ich ein Abo für 50 GB Speicherplatz, das jährlich 99 Dollar kostet. Dropbox bedient Windows, Android, iOs, Linux gleichermassen; die Dateigrösse ist nicht beschränkt. Bilder und Filme lassen sich streamen, ohne sie herunterzuladen. Die abgestufte Freigabe für Einzelpersonen, Gruppen oder Öffentlichkeit funktioniert hervorragend. Dropbox nimmt es mit Sicherheit und Privacy ernst. Dateien werden nicht ausgewertet, insbesondere nicht für Werbezwecke. So gesehen, ist der Erfolg, den Dropbox seit Jahren geniesst, nachvollziehbar. Es ist die ultimative Lösung der Synchronisationsfrage.

Gestern erhielt ich eine Mail von Google+, ich könne ab sofort Google Drive nutzen. Ich war verblüfft, denn ich suchte in Google Docs vergeblich nach einem automatisch synchronisierenden Ordner. Man muss sich bei Google Drive als Interessent anmelden, die Zulassung wird offensichtlich dosiert. In der Tat, Google Drive ist Dropbox sehr ähnlich, doch läuft es bei mir - im Gegensatz zur Dropbox - noch nicht ganz fehlerfrei.

Weitere Synchronisationsabieter in der Cloud sind: Amazon Cloud Drive, Box Net, Drop Box, iCloud, iDrive Sync, Microsoft Sky Drive, Mozy, SugarSync, Ubuntu One, YouSendIt.

Eine vergleichende Diskussion dieser Dienste bietet:
http://gizmodo.com/5828035/the-best-way-to-store-stuff-in-the-cloud#88510221,
ferner der Tages-Anzeiger
http://www.tagesanzeiger.ch/digital/internet/Was-Sie-bei-der-DatenWolke-beachten-muessen/story/27900685
und die NZZ
http://www.nzz.ch/nachrichten/digital/microsoft-skydrive-google-drive-gdrive-dropbox_1.16604819.html.

Dienstag, 27. März 2012

Popper


Obgleich er es nicht mehr selber erleben konnte, hat der Philosoph Karl Popper das Internet gedanklich antizipiert. Er unterschied bereits in den Siebzigerjahren die Welt 1 der materiellen Objekte von der Welt 2 der seelischen Zustände der Menschen und beides wiederum von der Welt 3, der Summe aller geistigen Errungenschaften. Diese umfasst Kunst, Sprachen, Wissenschaft, Technologie, Theologie, Philosophie, Theorien, Pläne, kurzum alles, was je gedacht, konstruiert und niedergeschrieben wurde. Sobald diese Beiträge der subjektiven Welt 2 ihrer Urheber entsprungen sind, besitzen sie ihre eigene objektive Existenz. Alles, was einmal gedacht wurde, ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Selbst wenn der Mensch verschwände, würden die Primzahlen noch existieren! Popper sagte, vielleicht hundertmal würde der Computer, ein typischer Gegenstand der Welt 3, unsere Leistungsfähigkeit als Denkende erhöhen, und er fügte hinzu, dass mit verbesserten Computern diesem Faktor keine obere Grenze gesetzt sei. Er ahnte wohl kaum, wie wahr er sprach, als 10 Jahre später die Vernetzung der Computer im WWW anhob, womit sich die Entwicklung der Welt 3 explosiv beschleunigte und damit Tatsachen geschaffen wurden, die niemand voraussehen konnte. Ist nicht die Vertreibung menschenverachtender Potentaten ein solcher Fakt? Oder der beschleunigte Impakt globaler Finanzkrisen? Oder die Zerbröselung erstarrter Dogmen in der Energieversorgung? Oder die Marginalisierung der Religionen? In Bezug auf ICT (information and communication technology) im Schulunterricht werden die Möglichkeiten und Auswirkungen bei uns derzeit heiss diskutiert. Ein persönlicher Tablet-PC mit Internet in der Hand jedes/r Lernenden ist in der Zurich International School bereits Realität. Last-not-least bestätigt der kuriose Wahlsieg der Piratenpartei im Saarland Karl Poppers Weitsicht. Es wird, wie ich es 1997 in einer meiner ersten Kilchberger Kolumnen schrieb, kein Stein auf dem andern bleiben.

Sonntag, 18. März 2012

Wikimedia


Im Wikipedia wuchert und wabert es, unverschämt lebendig. Ob in Kilchberg oder Kirchlindach, überall und immerdar steht Ihnen das wundersame Wissens-Warenhaus mit prallvollen Regalen weit offen. Kommen Sie, schauen Sie, bedienen Sie sich! Sie brauchen kein dickes Ende auf dem Kassenzettel zu fürchten. Sie haben ja – mit Flatrate – schon alles vorausbezahlt. So hat etwa Wikipedia, Ort des Nachdenkens und des Lernens, die Abteilung Wikimedia hervorgebracht, in dem ich – immer auf der Suche nach Gratismusik – auf berauschenden Ohrenschmaus gestossen bin. Wikimedia, genauer Wikimedia Commons, ist eine Sammlung von 10 Millionen Bildern, Videos, Tondateien und Musik. Die Gründer dieses Medienarchivs stellen sich eine Welt vor, in der das gesamte Wissen der Menschheit jedem frei zugänglich ist, auch frei für gewerbliche Nutzung! 320'000 Seitenaufrufe pro Stunde sind es derzeit, und es werden immer mehr. Der Informationshunger der Welt ist unersättlich. Wikimedia Commons ist die grösste freie Mediensammlung im Internet und das zentrale Medienarchiv aller Wikimedia-Projekte, von denen Wikipedia das bekannteste ist. Dem kostenlosen Credo entsprechend werden ausschliesslich nicht-patentierte Dateiformate verwendet. Das sind für Audio-Dateien: MIDI und Ogg-Vorbis, für Video-Dateien: Ogg-Theora. Man hört sie am besten mit dem VLC-Mediaplayer. Während ich schreibe, füllt sich mein neuer Musikordner \BrassBandDixies mit ogg-Dateien, die ich nachher mit dem CDBurnerXP auf CD-R brenne, um die Musik zu spielen auf einer B&O-Musikanlage, die noch vor dem Internet angeschafft wurde. Zu Schubert finde ich 109 Ogg-Dateien von beträchtlicher Qualität. Präzise Quellenangaben und Benutzerlisten führen über Wikimedia hinaus zu gehaltvollen Informationen, Notenmaterial und weiteren Musikdateien für den Klassik-Liebhaber.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Lichtgeschwindigkeit


Lichtquanten sind schnell: Mit c = 299’792 km/s Geschwindigkeit breiten sie sich im Weltall aus. Siebeneinhalb Mal können sie pro Sekunde um die Erde rasen. In Glasfaserkabeln ist die Lichtgeschwindigkeit etwa ein Drittel kleiner. Wird ein solches Kabel auf der Erdoberfläche verlegt, lässt sich jeder Punkt binnen einer Zehntelsekunde erreichen. Schneller lassen sich Nachrichten nicht vermitteln. Im Internet dauert es noch länger, da die Wege im Netz über mehrere Server laufen, die ihre je eigenen Reaktionszeiten haben. Eine Börseninformation zwischen Zürich und Tokio kann gut und gerne drei Zehntelsekunden benötigen. Durch immer schnellere Reaktionen wollen die Händler Vorteile wahrnehmen. Die Maxime „Zeit ist Geld“ führte in den Finanzmärkten zu einem technologischen IT-Wettrüsten im Dienste des Hochfrequenzhandels, wie man das nennt. Wenige Cents Gewinnvorteil scheinen zwar wenig; aber tausend Mal pro Sekunde bringt das in jeder Minute tausend Dollar oder mehr. Das Volumen der so abgewickelten Geschäfte wird auf viele Milliarden Dollar geschätzt. Marktinformation, Auftrag, Bestätigung, dreimal eilt die Botschaft hin und her. Datenzentren entscheiden, ob eine Transaktion zustande kommt. Es handeln optimierte Algorithmen. Händler bestimmen deren Parameter und beobachten Reaktionen in den Charts. Liegt ein Datenzentrum X exakt zwischen zwei Börsen A und B, sind die Latenzen zeitgleich. Die kleinste Differenz der Marktabbildung in A und B kann ausgenützt und abgesahnt werden. Das sind reine Geldmaschinen ohne Wertschöpfung. Wenn die Uhren in A und B auseinander laufen, kassiert der Dark-Pool-Broker in X, es springen die Charts und die Märkte kollabieren. Flash-Crash nennt man diese sekundenschnelle Verwerfung. Jedem Physiker ist klar, dass solches Tun die Stabilität untergräbt und reale Werte vernichtet. Politische Dämpfungsabsichten werden im Keim erstickt. Verlierer waren vor kurzem Sparer, Rentner, Anlagefonds, heute sind es Banken, Währungen und Staaten. Bald crasht die alte Welt – mit Lichtgeschwindigkeit!

Freitag, 20. Januar 2012

Android


Androiden sind menschenähnliche Roboter, mit Bezug auf die Gestalt und mit menschenähnlichem Verhalten. Unsere Vorfahren haben noch geschummelt und den Homunkulus hineingepackt, heute übernehmen eine Milliarde Transistoren und Software diesen Dienst. 2005 kaufte Google eine kleine Firma namens Android, die Software für Mobiltelefone entwickelte und dazu standortbezogene Dienste berücksichtigte. 2007 gab Google bekannt, daraus ein quelloffenes Mobiltelefon-Betriebssystem namens Android zu entwickeln. Im Nu war eine Allianz geschmiedet und seit 2008 ist Android offiziell verfügbar. Als erstes Gerät mit Android als Betriebssystem kam in den USA das HTC Dream mit einer herausschiebbaren Tastatur auf den Markt. Dass bereits dieses erste Gerät auf das Global Positioning System zugreifen konnte und mit Bewegungssensoren ausgestattet war, gehörte zum Konzept von Android. Menschenähnlich sind mithin die Sinnesfunktionen. Dazu gehören die geographische Orientierungsfunktion sowie Beschleunigungs-Sensoren. Bald wurden diskrete Tasten durch den Touch-Screen dargeboten. Hinzu kamen die Gesten für die menschliche Hand: tippen, schieben, schubsen, langes drücken, Gesten mit zwei Fingern, schütteln des Geräts und neigen in allen Richtungen oder Doppeltipp. Da arbeiten auch die Augen mit, etwa wenn die Umlaute nach längerem drücken erscheinen oder wenn das Wörterbuch Vorschläge macht. Damit nicht genug, Android leiht Ihnen gar sein Ohr: Was auf dem PC nicht funktionierte, können Sie jetzt brauchen. Ihr Wort wird vom Google Übersetzungsserver augenblicklich in Maschinentext übertragen. Und da es noch 23 Millionen Menschen machen, lernt dieser Server rasch hinzu. Schon wissen viele Smartphone-Benützer nicht mehr, wann sie das letzte Mal einen Suchbegriff oder ein SMS eingetippt haben. Oder ich spreche hinein und der Android spricht mit eigener Stimme in der Zielsprache aus, was ich sagen wollte. Das ist so unglaublich, dass ich noch eine gewisse Scheu habe, es im Dialog mit Menschen zu benützen.