Source: StatCounter Global Stats - Operating System Market Share
Was bleibt, wenn man alles verliert, alles, was man als Kleinkind erwarb, wie man kriechend nach Murmeln greift, die Fantasien über die bunten Tiere am Lampenschirm, als die Mutter das Licht anknipste, alle Fertigkeiten, die Schule und Spiel vermittelten, Scherenschnitt, Velofahren können, chemisches Wissen, wie man Knallfrösche selbst bastelt, ein Instrument spielen, oder die Herleitung des Lehrsatzes vom Pythagoras, alles, was der Fachfrau, dem Fachmann gelingt, alles, was menschliches Tun, Wissenschaft, Kunst, Sport, Singen und Hören, Lesen und Schreiben, Denken, Bewusst-Sein ermöglicht. Wer über all dieses tragischerweise nicht mehr verfügen kann, sei es alters- oder unfallbedingt, kann noch lange vegetieren. Oder vielmehr: Es vegetiert, denn die Person stirbt, wenn das Bewusstsein erlischt. Trotzdem schlägt das Herz noch mit 60, morgens um 4 Uhr möglicherweise auch mit 90, die Verdauung funktioniert, die Körpertemperatur wird genauestens reguliert, der Stoffwechsel zwischen Zellen und Matrix bewältigt nach wie vor den Billionen schweren Informationsumsatz. Die Lunge vermittelt die dazu nötige Luft. Der Hirnstamm arbeitet noch und steuert die vielen nötigen Regelvorgänge wie eh und je auf elektrischen und chemischen Pfaden. Selbst das Grosshirn spricht noch mit sich selbst und sendet Kritzelkurven auf den Bildschirm. Bis dass der Tod eingreift, wodurch der Billionen schwere Informationsaustausch des lebendigen Körpers kollabiert, sich zu relativ einfachen chemischen Verwesungsprozessen reduziert. Ehrfurcht vor dem Leben. Geheimnis des Todes.Wer sich diesen Zustand (engl. „vegetative state“) vergegenwärtigt, hat auch verstanden, was im Computer das Betriebssystem ist. Im Computer freilich ist der „Tod“ reversibel: Wenn man den Computer einschaltet, benötigt er eine Minute oder auch länger, um sich in den vegetativen Zustand hochzuschrauben, „booten“ nennt man das. Dann ist er „lebendig“, es geschieht zwar von aussen gesehen nichts, aber im Innern ist eine Leistungsbereitschaft entstanden, ein sehr komplexer, spannungsgeladener, quasi lebendiger Zustand, ein Zustand heftigsten inneren Informationsumsatzes, ein Zustand zyklischer Kritizität, aus dem heraus der Computer in der Lage ist, komplizierte „Denk- und Arbeitsvorgänge“ auszuführen, sobald man es von ihm verlangt. Dazu muss man ihn mit Sensoren und Effektoren verschalten und mit Programmen füttern. Doch wenden wir uns hier den Betriebssystemen zu.
Für den PC heissen sie DOS, Windows, XP, Vista, und neuerdings: Windows 7. Auf Windows 7 ruht die Hoffnung auf fortdauernde Marktbeherrschung der mächtigsten Software-Schmiede Microsoft. Vista, welches vor drei Jahren das XP hätte ersetzen sollen, setzte sich kaum durch. Mehr als die Hälfte all meiner PC-Kunden verlangten weiterhin XP, nicht Vista. Das nun bald zehnjährige Windows XP ist in der Tat ein Erfolgsmodell, kaum ein anderes Betriebssystem hat so lange und so nachhaltig den Grund gelegt für unzählige Anwendungen weltweit. Die Bereitstellung von Sicherheitspatches für XP endet angeblich 2014. Natürlich kann es trotzdem noch länger seinen Dienst tun. Von den acht gebräuchlichen Betriebssystemen in Europa hatte Windows XP im November 2009 einen Marktanteil von 58%, Vista 30% (immerhin!) und MacOS 4.5%, wogegen bereits 4.8% mit einer Vorversion von Windows 7 ausstaffiert waren. Windows 7 erreicht mit +1.56% einen markanten Monatszuwachs mit einem steilem Zuwachstrend nach oben seit der Freigabe am 22. Oktober 2009. Der Vista-Anteil wuchs stetig mit 1.13%, alle andern Betriebssysteme gaben Marktanteile ab.[1]
Windows 7 gibt es in der 32-Bit- und 64-Bit-Version. Mit 32-Bit können höchstens drei Gigabyte Arbeitsspeicher adressiert werden. Dies könnte langfristig knapp werden. Wer aber glaubt, deshalb jetzt schon auf 64-Bit setzen zu müssen, was moderne Prozessoren an sich unterstützen, könnte derzeit Probleme mit Gerätetreibern und Programmen bekommen. Während beim Neukauf eines PCs heute Windows 7 in der 64-Bit-Variante empfohlen werden kann, stellen sich beim Umstellen eines älteren PCs auf Windows 7 zahlreiche Fragen. Sie müssen auf jeden Fall mit einem Tag Arbeit oder mehr rechnen. Diesen Fragen gehen wir im nächsten Computerwelten Workshop nach. Es kann sich nämlich lohnen, wenn zwei oder drei Jahre alte PCs durch zahlreiche Anwendungen oder Infektionen langsam geworden ist, gleich auf Windows 7 umzusteigen. Dafür gibt es die kostengünstige Upgrades, auch ein Family Pack, welches gleich 3 Home-Premium Lizenzen Windows 7 enthält. Dann kommt die komplexe Frage, ob eine automatische Aktualisierung, die voller Fussangeln ist, oder eine gründliche, dafür arbeitsintensive Neuinstallation die besseren Resultat liefert. Abgesehen davon, dass in manchen Fällen das Upgraden gar nicht möglich ist, tendiere ich eher auf Neuinstallation, da nur damit ein älterer PC die grösstmögliche Leistungsfähigkeit entfalten kann. Durch ein Upgrade werden allfällige Konflikte nämlich nicht unbedingt entfernt. Bevor man aber das Betriebssystem austauscht, müssen die Daten alle gesichert werden, oder man beginnt gleich mit einer neuen Festplatte und benützt die alte unveränderte Festplatte als Sicherungsmedium. Dann aber stellt sich die Frage, wie Windows 7 als Upgrade die Vorversion erkennen kann. Vielleicht kann es sinnvoll sein, wenn viel Festplattenplatz brach liegt, eine Dual-Boot einzurichten, womit ein alter Computer sowohl mit XP, wie vormals, und neu auch mit Windows 7 booten kann.
Das Ziel muss sein, den Betrieb beziehungsweise die Betriebssysteme der eigenen PCs zu vereinheitlichen, damit diese langfristig stabil arbeiten. Denn wie beim Vegetativum muss das Betriebssystem robust und unauffällig den Dienst tun. Dann werden Sie sich an die neue Grundlage von Windows 7 rasch gewöhnen und dank modernster Programmwerkzeugen den PC als das brauchen, wozu er gedacht ist: als Ihr Denkzeug, das Ihnen Freiräume und soziale Integration verschafft, Kosten spart und nicht zuletzt auch Spass macht. Wer aber ständig herumdoktern muss, oder warten muss, bis Vista zu reagieren gedenkt, oder gar Daten verliert, dem macht der PC das Leben schwer. Die Hoffnung ruht auf Windows 7, dass sich dies ändert.
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[1] Quelle: http://gs.statcounter.com, diese Daten wurden im Oktober 2009 erhoben. Oben sehen Sie den stets aktuellen Zustand für die Schweiz aus derselben Quelle.