Montag, 4. Oktober 2010

Kein Computer

Puls vom 27.09.2010
Der Film über Psychofonie beginnt bei Minute 8:30 (Glider nach rechts vorschieben)

„Das Hirn ist kein Computer – es arbeitet wie ein Herz, nämlich rhythmisch“, sagte Daniel Jeanmonod, Neurochirurg am Universitätsspital-Zürich. In der Tat leiden in der Schweiz gegen 20000 Menschen an Rhythmusstörungen im Thalamus, einer walnussähnlichen Formation mitten im Hirn. Winzige Zellgruppen feuern dort dysrhythmisch, nicht im Takt, wodurch sie das riesige Nerven-Orchester des Thalamus empfindlich stören. Zwischen Hirnrinde und Thalamus steigen diese Rhythmusbotschaften auf und ab. Es gibt keine Funktion, die aus dem Hirn kommt, die nicht durch Thalamus-Rhythmen gesteuert ist! Über der Hirnrinde kann das Spiel durch den Schädel hindurch mit oberflächlichen EEG-Elektroden elektrisch abgehört werden. In diesem Orchester mitten im Gehirn sitzen zuweilen auch schlechte Musiker, die für scheinbar so verschiedene Leiden wie chronisch neurogene Schmerzen, Tinnitus, Formen der Epilepsie, Parkinson, Impulsstörungen, alle in heftigster Ausprägung, ursächlich verantwortlich sind. Jeanmonod schaltet sie mit Hitzesonden, neuerdings sogar unblutig mit Schallwellen aus, die aus 1000 Lautsprecherchen von aussen, durch den Schädel hindurch, den Thalamus kubikmillimetergenau treffen. Bemerkenswert ist, dass die Ausschaltung zwar plötzlich erfolgt, die Auflösung der Symptome aber Wochen dauern kann, bis im Thalamus ein neues Konzertprogramm einstudiert ist, das ohne diese störenden Musiker auskommt. Weil damit auch grosse Ängste verbunden sind, wird dieser Heilungsprozess psychotherapeutisch begleitet.

In der Psychofonie benützen wir einen ähnlichen Weg: Wir nehmen das EEG in einem Moment, wo es nicht durch Symptome gestört ist, wenn es dem Patienten gut geht also, und wandeln es in Schallwellen um. Dies geschieht im Labor mit dem Computer, dergestalt, dass eine Notenpartitur entsteht. Die Notenschrift hat sich seit Jahrhunderten für das Musikhören bewährt. Im Computer lassen wir Lieblingsinstrumente des Patienten die Notenlinien spielen und brennen davon einen Hör-CD, fertig ist das Musikament. PULS im SF1 hat neuerdings darüber berichtet (s. Film oben). Mit Psychofonie geht es wie nach der minimal invasiven Hirnoperation: Die Symptome werden immer kleiner, bis sie nach Wochen Hörtraining (sprich Psychotherapie) ganz wegbleiben. Sie verschwinden ganz einfach. Das kann erschrecken, wenn man jahrelang unter schwerster Migräne gelitten und nichts geholfen hat!

Solche Heilmethoden mögen traditionellen neurologischen Paradigmen widersprechen. Auf den zweiten Blick aber entsprechen Sie einem neueren Verständnis komplexer Natur, die auch im Hirn immer nach neuen Fliessgleichgewichten strebt. Die damit befasste Synergetik wurde von den besten Köpfen der Naturwissenschaft längst entdeckt. Es gibt, wie sie fanden, keinen Dirigenten, der im Thalamus den Taktstock schwingt, es ist das Ensemble selbst, das aus sich heraus das Wunder lebendiger Musik hervorbringt. In selbstähnlicher Entsprechung hebt die vielfach grössere Hirnrinde ebenso zu schwingen an. Es ist ein anerkanntes Todeszeichen, dass dieses EEG-Schwingen versiegt. Achtsame Menschen wissen, dass sie im Innersten Musik sind, so wie auch die Planeten und die Sterne singen. Die Heilung liegt im Wiederfinden der je eigenen Musik. Wenn jemand sagt, ich brauche keine Psychofonie, ich habe meine Musik, die mir hilft, Trost, Ruhe, Erholung, Schmerzlosigkeit und Heilung zu finden, antworte ich, das glaube ich Ihnen. Fahren Sie damit fort. Doch viele Menschen glauben nicht an die Kraft der richtigen Musik, oder wissen nicht, welche Musik für sie die Beste ist. Ihnen allen steht nun die Psychofonie zu Dienste. Seit 15 Jahren haben wir einen Weg erprobt, über welchen das wirksame Musikament individuell hergestellt werden kann, aus einem einzigen perönlichen EEG. Wir wissen aus Studien und Erhebungen, wovon wir sprechen. Für Menschen, die ihre eigene Psychofonie bekommen, ist es eine Art "nach Hause kommen", wenn sie es hören. Sie dürfen festhalten: So tönt mein Hirn, wenn es mir gut geht. Das wirkt! Wie sehr es wirkt, zeicgt unsere neueste Studie im Originalartikel von Bruno Fricker und Burkhardt Seifert: Langzeiterfolge mit Psychofonie - Schmerzlinderung und Entspannung durch EEG-basierte Klangfolgen. Die schweizerische Arzt- & Spitalrevue, Nr. 1-2, 2010, S.48-50. (Link)
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Irène Dietschi: Operieren ohne Skalpell, Gehirnoperationen mit Ultraschall, 21. Juni 2009, NZZ am Sonntag (Link)
Daniel Jeanmonod: Hirnrhythmen in Gesundheit und Krankheit. Psychofonie-Symposium. 2001 (Link)
György Buzsáki: Rhythms of the Brain. Oxford University Press, 2006, 448 p.