Derzeit machen die Körpervermesser von sich reden. Sie
joggen in smarten Trikots in den Alleen und auf den Fluren. Ihr
Erkennungsmerkmal ist das iPhone am Oberarm. Es zählt die Schritte, misst Blutdruck
und Atmung, registriert die geografische Spur und das Höhenprofil. Dem
Vernehmen nach werden auch 24-Stunden-Aktogramme erfasst, wie bei
Versuchsmäusen in den Drehkäfigen. Und nicht zuletzt interessiert man sich
dafür, wie man geschlafen hat. Dazu werden Pulsprofile, Muskeltonus,
Hautwiderstand und schnelle Augenbewegungen (REM) für Traumphasen und die
Schlaftiefe durch das EEG erfasst. Na so was, meinen die Ewiggestrigen, muss
der Mensch denn sein Innerstes zur Schau stellen? (Die Leistungen werden in
Foren verglichen und es gibt Ranglisten.) Déjà-vu, liebe Self-Tracker, alles
schon da gewesen. Mit einem Kilo Bananen verbrachten wir ganze Nächte an den
Kurvenschreibern im Schlaf- und Traumforschungslaboratorium von Professor C.A. Meier[1],
dem Nachfolger von C.G. Jung an der ETH. Der Kollege lag derweil schwer
verkabelt in der Koje nebenan und träumte süss. Riesige Magnetbänder zeichneten
die Daten auf. In den REM-Phasen wurde der Proband geweckt und es wurde
notiert, was ihm gerade träumte.[2] Die Computerschränke hiessen PDP-11,
vielleicht mögen Altersgenossen sich noch daran erinnern. Die Traumberichte
wurden semantisch codiert und statistisch ausgewertet. In Sachen Mind-Tracking
könnten die heutigen Body-Tracker noch etwas dazu lernen. Die Rangordnung der
Publikationen wurden, statt über Foren, über die Fachpresse ausgehandelt.[3] Was
damals Pioniere erforschten, wird jetzt zum Breitensport. Zur Vermessung der
Körperfunktionen gesellen sich sammelwütige Firmen, die es auf unser Ego
abgesehen haben. So werden wir immer durchsichtiger. Eine breite öffentliche
Diskussion dazu hat eingesetzt. Mit unseren berufsbezogenen und sozialen Daten,
die es ja im Internet bereits gibt, steht eine umfassende personenspezifische
Datenaggregation vor der Tür, wie es selbst Huxley und Orwell nicht erahnten.
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[1] C.A. Meier
[2] Publikation aus Daten des Labors von C.A. Meier
[3] Inhaltsanalyse von Träumen, Publikation von C.A. Meier et.al.
[2] Publikation aus Daten des Labors von C.A. Meier
[3] Inhaltsanalyse von Träumen, Publikation von C.A. Meier et.al.
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