Dienstag, 1. Dezember 2009

E-Mail vom Christkind

Es weihnachtet wieder im Christenland. Sie feiern Christi Geburt, das Kind, in der Krippe liegend. Und als sie fragten, ist es ein Bub, war da kein freudiges Ja, kein Nein, sondern nur betretenes Schweigen. Nicht dass es krank zur Welt gekommen wäre, oder missgestaltet. Es lächelt, es schreit, es schläft, und es ist - in Windeln - lieblich anzuschauen. Aber nicht nur die Hebamme hat es bemerkt: Es hat was von beiderlei Geschlecht. Ein Kind von Hermes und Aphrodite, ein Hermaphrodit? Der griechische Name sagt, das kam schon immer vor. Jedoch „schuf Gott den Menschen als Mann und Weib“, so steht es in Stein gemeisselt. Als Mann oder Weib wurden sie aus dem Paradiese ausgetrieben. Hermes als Kämpfer, Forscher, reisender Händler und Dieb. Aphrodite als schöne Lebensspenderin, begehrend Liebende. Seit dem Internet ist nichts mehr in Stein gemeisselt, das Paradies ist wieder da, als Schlaraffenland der Information. Die Menschen können sich über alles und jedes erkundigen. Man liest nach, man lässt sich kontrovers informieren. Jeder tausendste Mensch hat seit Jahrtausenden dieses Problem, das kein Problem sein müsste. Nicht selten werden Neugeborene mit verheerendem Schweigen empfangen, weil sie offensichtlich Bub und Mädchen sind. Ob das Kind zum Manne oder zur Frau wird, kann auch nach und nach undeutlicher werden. Die Vorstellung von genau zwei sauber unterscheidbaren Geschlechtern könnte auch falsch sein. Die Biologie unterscheidet chromosomale, gonadale, hormonelle, anatomische Variationen. Entsprechend viele intersexuelle Syndrome kennt die Medizin. Wer sich da vertieft, kommt zum Schluss, dass die eindeutige Geschlechtsbestimmung am Ende gar nicht möglich ist. Solchen Fragen nachsinnend erreichte mich ein E-Mail vom Christkind. Es hält dafür, den Vers 1. Mose 1, 27 anders zu lesen, indem eben Mann und Frau Gottes Ebenbild entspricht. So runde sich das väterliche Gottesbild durch mehr Weiblichkeit. Das Christkind verweist auf die ISNA.org und das deutsche Netzwerk DSD. Das Christkind wird noch deutlicher, wenn es schreibt: Das schwer bestimmbare Geschlecht des Kindes ist nicht das Problem, sondern die Stigmatisierung und Traumatisierung durch die Umgebung. Der Stress der Eltern darf nicht durch Operationen am Kind gelöst werden, sondern durch professionelle Beratung. Für alle Betroffene ist Aufrichtigkeit und Offenlegung die beste Medizin. Kinder sollen ohne Operation als Knabe oder Mädchen bezeichnet werden. Wir tun gut daran, unsere gesellschaftlichen Reserven, die Zwangszuweisungen und die damit verbundenen medizinischen Eingriffe aufzugeben. 
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Ein Video-Interview einer betroffenen Mutter: Karin Plattner staunte bei der Geburt ihres Kindes, als die Hebamme ihr nicht sagen konnte, ob sie ein Mädchen oder ein Junge habe. Nach unzähligen Untersuchungen war klar, ihr Baby war ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale geboren. War weder Bub noch Mädchen, sondern intersexuell, ein Zwitter, ein Hermaphrodit. Medizinisch gab es keinen Grund beim Kind eine Geschlechtsanpassung vorzunehmen. Doch die Mutter musste sich vehement dafür einsetzen, dass ihr Kind nicht sogleich zu einem Mädchen umoperiert wurde. [Schweizer Fernsehen SF1 Aeschbacher vom 26.11.2009 um 22:26 Uhr]

Sonntag, 8. November 2009

Betriebssysteme

Source: StatCounter Global Stats - Operating System Market Share

Was bleibt, wenn man alles verliert, alles, was man als Kleinkind erwarb, wie man kriechend nach Murmeln greift, die Fantasien über die bunten Tiere am Lampenschirm, als die Mutter das Licht anknipste, alle Fertigkeiten, die Schule und Spiel vermittelten, Scherenschnitt, Velofahren können, chemisches Wissen, wie man Knallfrösche selbst bastelt, ein Instrument spielen, oder die Herleitung des Lehrsatzes vom Pythagoras, alles, was der Fachfrau, dem Fachmann gelingt, alles, was menschliches Tun, Wissenschaft, Kunst, Sport, Singen und Hören, Lesen und Schreiben, Denken, Bewusst-Sein ermöglicht. Wer über all dieses tragischerweise nicht mehr verfügen kann, sei es alters- oder unfallbedingt, kann noch lange vegetieren. Oder vielmehr: Es vegetiert, denn die Person stirbt, wenn das Bewusstsein erlischt. Trotzdem schlägt das Herz noch mit 60, morgens um 4 Uhr möglicherweise auch mit 90, die Verdauung funktioniert, die Körpertemperatur wird genauestens reguliert, der Stoffwechsel zwischen Zellen und Matrix bewältigt nach wie vor den Billionen schweren Informationsumsatz. Die Lunge vermittelt die dazu nötige Luft. Der Hirnstamm arbeitet noch und steuert die vielen nötigen Regelvorgänge wie eh und je auf elektrischen und chemischen Pfaden. Selbst das Grosshirn spricht noch mit sich selbst und sendet Kritzelkurven auf den Bildschirm. Bis dass der Tod eingreift, wodurch der Billionen schwere Informationsaustausch des lebendigen Körpers kollabiert, sich zu relativ einfachen chemischen Verwesungsprozessen reduziert. Ehrfurcht vor dem Leben. Geheimnis des Todes.

Wer sich diesen Zustand (engl. „vegetative state“) vergegenwärtigt, hat auch verstanden, was im Computer das Betriebssystem ist. Im Computer freilich ist der „Tod“ reversibel: Wenn man den Computer einschaltet, benötigt er eine Minute oder auch länger, um sich in den vegetativen Zustand hochzuschrauben, „booten“ nennt man das. Dann ist er „lebendig“, es geschieht zwar von aussen gesehen nichts, aber im Innern ist eine Leistungsbereitschaft entstanden, ein sehr komplexer, spannungsgeladener, quasi lebendiger Zustand, ein Zustand heftigsten inneren Informationsumsatzes, ein Zustand zyklischer Kritizität, aus dem heraus der Computer in der Lage ist, komplizierte „Denk- und Arbeitsvorgänge“ auszuführen, sobald man es von ihm verlangt. Dazu muss man ihn mit Sensoren und Effektoren verschalten und mit Programmen füttern. Doch wenden wir uns hier den Betriebssystemen zu.

Für den PC heissen sie DOS, Windows, XP, Vista, und neuerdings: Windows 7. Auf Windows 7 ruht die Hoffnung auf fortdauernde Marktbeherrschung der mächtigsten Software-Schmiede Microsoft. Vista, welches vor drei Jahren das XP hätte ersetzen sollen, setzte sich kaum durch. Mehr als die Hälfte all meiner PC-Kunden verlangten weiterhin XP, nicht Vista. Das nun bald zehnjährige Windows XP ist in der Tat ein Erfolgsmodell, kaum ein anderes Betriebssystem hat so lange und so nachhaltig den Grund gelegt für unzählige Anwendungen weltweit. Die Bereitstellung von Sicherheitspatches für XP endet angeblich 2014. Natürlich kann es trotzdem noch länger seinen Dienst tun. Von den acht gebräuchlichen Betriebssystemen in Europa hatte Windows XP im November 2009 einen Marktanteil von 58%, Vista 30% (immerhin!) und MacOS 4.5%, wogegen bereits 4.8% mit einer Vorversion von Windows 7 ausstaffiert waren. Windows 7 erreicht mit +1.56% einen markanten Monatszuwachs mit einem steilem Zuwachstrend nach oben seit der Freigabe am 22. Oktober 2009. Der Vista-Anteil wuchs stetig mit 1.13%, alle andern Betriebssysteme gaben Marktanteile ab.[1]

Windows 7 gibt es in der 32-Bit- und 64-Bit-Version. Mit 32-Bit können höchstens drei Gigabyte Arbeitsspeicher adressiert werden. Dies könnte langfristig knapp werden. Wer aber glaubt, deshalb jetzt schon auf 64-Bit setzen zu müssen, was moderne Prozessoren an sich unterstützen, könnte derzeit Probleme mit Gerätetreibern und Programmen bekommen. Während beim Neukauf eines PCs heute Windows 7 in der 64-Bit-Variante empfohlen werden kann, stellen sich beim Umstellen eines älteren PCs auf Windows 7 zahlreiche Fragen. Sie müssen auf jeden Fall mit einem Tag Arbeit oder mehr rechnen. Diesen Fragen gehen wir im nächsten Computerwelten Workshop nach. Es kann sich nämlich lohnen, wenn zwei oder drei Jahre alte PCs durch zahlreiche Anwendungen oder Infektionen langsam geworden ist, gleich auf Windows 7 umzusteigen. Dafür gibt es die kostengünstige Upgrades, auch ein Family Pack, welches gleich 3 Home-Premium Lizenzen Windows 7 enthält. Dann kommt die komplexe Frage, ob eine automatische Aktualisierung, die voller Fussangeln ist, oder eine gründliche, dafür arbeitsintensive Neuinstallation die besseren Resultat liefert. Abgesehen davon, dass in manchen Fällen das Upgraden gar nicht möglich ist, tendiere ich eher auf Neuinstallation, da nur damit ein älterer PC die grösstmögliche Leistungsfähigkeit entfalten kann. Durch ein Upgrade werden allfällige Konflikte nämlich nicht unbedingt entfernt. Bevor man aber das Betriebssystem austauscht, müssen die Daten alle gesichert werden, oder man beginnt gleich mit einer neuen Festplatte und benützt die alte unveränderte Festplatte als Sicherungsmedium. Dann aber stellt sich die Frage, wie Windows 7 als Upgrade die Vorversion erkennen kann. Vielleicht kann es sinnvoll sein, wenn viel Festplattenplatz brach liegt, eine Dual-Boot einzurichten, womit ein alter Computer sowohl mit XP, wie vormals, und neu auch mit Windows 7 booten kann.

Das Ziel muss sein, den Betrieb beziehungsweise die Betriebssysteme der eigenen PCs zu vereinheitlichen, damit diese langfristig stabil arbeiten. Denn wie beim Vegetativum muss das Betriebssystem robust und unauffällig den Dienst tun. Dann werden Sie sich an die neue Grundlage von Windows 7 rasch gewöhnen und dank modernster Programmwerkzeugen den PC als das brauchen, wozu er gedacht ist: als Ihr Denkzeug, das Ihnen Freiräume und soziale Integration verschafft, Kosten spart und nicht zuletzt auch Spass macht. Wer aber ständig herumdoktern muss, oder warten muss, bis Vista zu reagieren gedenkt, oder gar Daten verliert, dem macht der PC das Leben schwer. Die Hoffnung ruht auf Windows 7, dass sich dies ändert.
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[1] Quelle: http://gs.statcounter.com, diese Daten wurden im Oktober 2009 erhoben. Oben sehen Sie den stets aktuellen Zustand für die Schweiz aus derselben Quelle.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Maps - Earth


Ortsrundflug in Kilchberg

Street View – Maps – Earth, von der Froschperspektive zur Weltraumansicht, so reift an mehreren Fronten das beispiellose Kartenwerk von Google heran. Wir haben einen Workshop für Street View durchgeführt und sind an jenem Abend auf dem Berninamassiv, am Biancograt und am Rifugio Marco e Rosa angekommen. Da staunten wir nicht schlecht: Als wir uns in annäherten wie in einem Helikopter, der zur Landung ansetzt, da sprangen uns Spuren entgegen. Da haben offenbar versierte Eiskletterer die Tourendaten aus ihrem GPS-Logger hochgeladen. Folglich sieht man nicht nur die Routen auf den Strassenkarten, sondern auch Kletterrouten und ortsrichtige Fotos der Hochtouren in diesem erhabenen dreidimensionalen Gelände.

Digitalfotos können aus jedem Picasa Webalbum auf der Karte verankert und in der dafür vorgesehenen Kartenschicht veröffentlicht werden. Wer keine Fotos sehen will, schaltet diese Schichten (engl. Layers) einfach ab. Maps ist einem Sandwich vergleichbar, das man sich beliebig aufbauen lassen kann.

Das Internet greift immer weiter und genauer in die Geschichte ein. Mit einem Schieberegler können Sie im neueste Earth in die Vergangenheit zoomen und vergleichen, wie sich Küstenlinien, Katastrophenorte und Siedlungsräume verändert haben. Sie navigieren Ihren Blickwinkel wie ein Astronaut oder ein Helikopterpilot, je nachdem, wie hoch Sie fliegen, und Sie können sich einen Film Ihres Fluges herstellen lassen (siehe oben). Diesen wiederum veröffentlichen Sie, akustisch untermalt und kommentiert, im Picasa Webalbum und schreiben einen passende Zusammenfassung dazu.

Maps bezieht die Fotos aus Satellitenaufnahmen, aber auch aus Messflugzeugen. Die Bildquellen richten sich nach der gewählten Höhe. Wolken, die Ihnen in grosser Höhe die Sicht verhüllen, verschwinden, wenn Sie unter den Wolkenplafond sinken. In den zuschaltbare Layer von Maps und Earth werden Sachverhalte in geografischen Kategorien getrennt symbolisiert. Erkunden Sie damit das Ausmass der Katastrophe in Darfur! In grosser Höhe sehen sie nur wenig, wenn sie absinken, verdichten und spezifizieren sich die Points-of-Interest, der gegenwärtige abgeflammte Weltuntergang der dort ansässigen Menschen und Tiere, 400'000 Tote und 2.5 Millionen Vertriebene.

Auch das Verkehrsaufkommen und die Routen, Grenzen, Apotheken, Pizzerien, Ortsgeschichten, Hotels, Karten von Interessengruppen und Panoramen lassen sich einblenden. Setzen Sie Ortsmarken, so können jederzeit zu Ihren Lieblingsplätze zurückkehren. Ein rasch zunehmende Zahl von Gebäuden erscheint dreidimensional, was mich an die Ausschnittsbogen unserer Jugend erinnert. Die Fassaden sind mit den Aufnahme aus Street View (siehe Kolumne „Strassenansichten“) realistisch gestaltet. Sonne und Schatten werden auf einem Zeitschieberegler gesteuert, sie sehen die Beleuchtung in den Häuserschluchten, in den Tälern und, von weiter oben.

Eindrücklich, wie sich die Dämmerung über den Erdball bewegt. Um 19:12 ist die Schweiz noch hell, um 20:35 schon ganz dunkel (2. Oktober). Am 11. November setzt die Dämmerung um 18:27 ein; um 19:32 Uhr ist es ganz dunkel. Man kann es in jeder Zeitzone haben und überzeugt sich leicht, dass es im Sommer in ganz Schweden nie völlig dunkel wird. Im Winter indessen ist nur von 10 bis 16 Uhr Tag. Spitzbergen liegt sommers selbst mittags im Zwielicht. Schon um 15 Uhr fällt im verschneiten Elm die Dämmerung durch Beschattung ein, Elm wird aber vom Fanenstock noch indirekt bis 18 Uhr beleuchtet. Selbst dieses indirekte Streulicht wird in den Talkessel projiziert.

Earth erkundet auch den Mond, den Mars und das Weltall und bietet alle 15 Minuten Echtzeit-Astronomie basierend auf Daten aus dem VOEventNet, der Clearingstelle eines mächtigen Datenstroms aus allen Observatorien. Diese vernetzte Datenkonzentration ist eine der jüngsten Errungenschaften der Astro-Physik. Die Stille des Sternenhimmels trügt, dort draussen ist ein gewaltiges Werden und Vergehen. Google zeigt es Ihnen genauso wie den hochspezialisierten Astronomen. Der Mond ist selbst auf der Rückseite in HDTV-Bildqualität sichtbar und von den Tags der Landungen und orbitalen Erkundungen übersät. Diese Merkpunkte sind mit Wikipedia-Artikeln und zahlreichen Quellenverzeichnissen verknüpft.

Doch warum in die Ferne schweifen, wenn auf dieser Welt das Unbekannte lockt, in den Ozeanen etwa. Im Pazifik gibt es eine Fülle von Informationen, die optional geladen werden, die Karte über Plattentektonik und vulkanische Aktivität (Quelle National Geographic) oder der Marine Life Layer einer auf Meeresforschung spezialisierten Universität oder NOAA’s Datenbojen, die Wellenhöhen und Tsunami-Daten laufend übermitteln. Wie Maps kann auch Google Earth komplizierte Reise-Routen berechnen, die kritischen Abzweigungen werden automatisch gelistet. Sie lassen sich in die Etappen eines „Helikopterfluges“ umnutzen. Die Fahrt kann von Punkt zu Punkt gleitend abgespielt werden. So entsteht in Ihrem Kopf ein realistisches Bild der Landschaft, so als ob Sie dort gewesen wären.

Wir erkunden das am nächsten Computerwelten-Workshop aus, der am Dienstag, 27. Oktober bei Spectralab, Brunnenmoosstr. 7, 8802 Kilchberg stattfindet (Eintritt Fr. 50.-, Beginn 19.30 Uhr, um Voranmeldung wird gebeten). Google Maps und Earth ist ein grossartiges Beispiel technologischer Emergenz, ein neues Sinnesorgan für das Begreifen unserer Welt. Es wächst auf Ihrem Schreibtisch spontan heran, hoffentlich nicht unbemerkt!


Größere Kartenansicht

Mittwoch, 26. August 2009

Strassenansichten

Das Interview über "Street View", einer Weiterentwicklung von Google Maps, wurde vor dem Google-Firmensitz Brandschenkestr. 110 in Zürich geführt. Das lässt sich mit "Street View" feststellen.

Im Januar habe ich über „Street View“ in www.google.ch/maps kurz berichtet und erwähnt, dass die fotografischen Strassenkarten aus der Sicht des Autofahrers demnächst in Deutschland aufgeschaltet werden sollen. Nun hat Google am 18. August 2009 überraschend nicht Deutschland, sondern die Ballungsräume der Schweiz aufgeschaltet. Kein Wunder, sitzen Entwickler von Google Maps doch auch in Zürich. Schon gibt es Webseiten, die das neue Instrument benützen und Sightseeing in Switzerland anbieten, damit Sie nicht lange nach Aussichtspunkten suchen müssen. Auch mir ist das Google-Auto mit dem auffälligen Kameragestell für die Datenaufnahme kürzlich begegnet. Es fährt durch alle Strassen und macht etwa alle 20 Meter laufend Rundum-Fotos. Dazu werden 9 Kameras benötigt, acht rundum und eine senkrecht nach oben. So kann in Adliswil etwa festgestellt werden, wo die Hochspannungsleitung direkt über der Birkenstrasse geführt wird. Das Bildmaterial wird fast perfekt zusammengesetzt und mit Google Maps, dem bekannten Google Kartenwerk, syntopisch verbunden.

Navigieren Sie zunächst mit Google Maps durch Ortseingabe und ziehen Sie das Windrosen-Männchen an den interessierenden Ort. Sie werden fast perfekte Strassen- und Fassadenansichten vorfinden. Die Gesichter von Passanten und die Schriften von Schildern sind fast alle verwischt. Ausnahmen geben zu reden. Vor dem Gemeindehaus Kilchberg und beim Denner Schützematt habe ich zwei voll sichtbare Autonummern gefunden (Links zu Bildern anklicken).

Wenn Sie das Interview sehen, erhalten Sie den Eindruck, Google mache uns mit Maps und Streetview ein Riesengeschenk. Umgekehrt fliegen Google die Geschenke nur so zu: Die ZVV stellen Google die Fahrplandaten zur Verfügung, Swisscom steuert die zentrale Datenbank von Directories bei, viele Architekten stellen die in SketchUp gezeichneten 3D-Gebäude kostenlos auf ihre Maps-Koodinaten. Im Google-Branchencenter werden Selbständige eingeladen, ihr Business einzutragen - es erscheint dann kostenlos bei Google-Maps, während Local.ch noch unverschämt hohe Gebühren für gewerbliche Telefoneinträge einstreicht. Auf diese Weise schreitet die Entwicklung eines beispiellosen gemeinschaftlichen Kartenwerks rasch voran, wovon alle Internetteilnehmer in noch nicht abschätzbarem Masse profitieren werden. Das Google Earth-Programm etwa wurde bereits 500 Millionen mal kostenlos heruntergeladen. Schlaraffenland!

Und nun dies: Für eine wachsende Anzahl Autobahnen wird das aktuelle Verkehrsaufkommen farbcodiert, Staus lassen sich so rechtzeitig umfahren, das System wird zur Verkehrsberuhigung beitragen. Man kann die Strassenverbindung zwischen A und B vor dem Bildschirm fotorealistisch reisend erkunden. Die Strassenansichten können leicht zu filmartigen Ortsrundfahrten umgemünzt werden, was ich zwischen den beiden unverwischten Autonummern spielerisch selbst realisiert habe. In der Presse werden viele Anwendungen bereits genannt (Schlagzeilen und Berichte dazu finden Sie in Google > News, nach „Street View“ suchen). Kreative Benutzer werden weitere Möglichkeiten finden, und Google wird es aufnehmen. Der Datenschützer kämpft auf verlorenem Posten.

Wofür kämpft er eigentlich noch, wenn unseren Kindern die Privatsphäre kein schützenswertes Gut mehr ist? Ich habe vor 10 Jahren einmal geschrieben: Das Internet wird die Welt so verändern, dass kein Stein auf dem andern bleibt. Wir sind mitten drin in diesem virtuellen Prozess, der alles was die Menschen denken und tun mitreisst, verknüpft und mutiert. Selbst Einbrecher outen sich durch Facebook und können damit überführt werden (Spiegel). – Darüber machen wir uns am 21. September 19:30 Uhr Gedanken im Workshop Computerwelten bei Spectralab. Sie sind herzlich eingeladen teilzunehmen, um Street View & Co. mit mir gemeinsam anzusehen und zu erörtern (s. Inserat).

Donnerstag, 9. Juli 2009

Picasa


Mein Ordnungssinn scheint mit der Bilderflut, die meine neue Digitalkamera auf dem Computer hinterlässt, abhanden zu kommen. Schlimmer noch, Bilder können – anders als Textdokumente – vom Inhalt her nicht aussortiert werden. Bisher gibt es keine Inhaltserkennung von Bildern auf dem PC. Wo es da Bilder mit Häusern, Hochzeiten, Pferden, Pfadfindern, Geburtstagstorten oder Grosskindern hat, kann nur das Auge entscheiden, kein Suchprogramm ist dazu in der Lage. Ausser man nimmt Picasa, das Albumprogramm von Google. Heute ist die Version 3 im Handumdrehen installiert. Picasa sucht den PC rasant nach Bildern ab, es sortiert meine Bilderordner nach Datum und nach ihren Namen und es stellt die Bilder als Postmarken in variabler Grösse dar. Beginnen Sie nun mit dem Sortieren. Eröffnen Sie für jedes Grosskind ein Album mit dessen Namen. Jedes gelungene Bild eines solchen Kindes anklicken und in sein Album kopieren, ist mit Picasa ein angenehmer Augenspaziergang durch Ihre fotografischen Erinnerungen. Dieser Spass lohnt sich, Sie haben danach die Bilder der Grosskinder wunderbar aussortiert, ohne ihren angestammten (chaotischen) Aufenthalt auf der Festplatte verändern zu müssen. Aufräumen ist schwer – lassen wir’s sein! Fotos betrachten macht Spass – das reicht, schon ist das Album fertig, die Ordnung hergestellt.

Als bemerkenswerter Ansatz bietet Google-Picasa heute schon eine rudimentäre Inhaltserkennung Ihrer Bilder: Es sortiert nämlich Bilder aus, in welchen Gesichter vorkommen. Es erkennt also Augenpaare, Nase, Mund. Man darf gespannt sein, wie das weiter geht.

Nun möchten Sie dem Grosskind das Album schenken oder der Schwiegertochter. Sie wird sich über die Schatztruhe freuen, denn Bilder aus verstopften Mailboxen zu befreien, ist nicht mehr zeitgemäss. Google öffnet das Panoptikum als Schaufenster im Internet. Keine Angst, das Baby wird nicht ausgestellt, das Schaufenster kann nur betrachten, wer einen Schlüssel dazu hat. Diesen und nur diesen mailen Sie der Schwiegertochter. Sie klickt darauf, und schwups öffnet sich vor ihren Augen das herzige Panoptikum. - Zu guter Letzt: Wenn es wieder weihnachtet, haben Sie auch schon das Geschenk für Figlia: Eine CD mit dem Picasa-Album vom Bobeli. Seine Bilder gehen dann nicht mehr verloren in den unermesslichen Weiten des World Wide Web. Wie man die CD liebevoll zubereitet und mit dem schönsten Bobelibild bedruckt, lernen Sie in meinem aktuellen ersten Computerwelten-Seminar. (Siehe Inserat oben. Eintritt Fr. 50.- bitte mitbringen, Dauer ca. 2 Stunden.)

Montag, 1. Juni 2009

Biologische Züge



Über Schweinegrippe und über Conficker kommen jeden Abend die neusten Nachrichten herein, denn ich habe mich bei Google Alerts dafür eingeschrieben. (Dieser kostenlose Informationsdienst ist richtungsweisend.) Es interessiert mich, wie sich die beiden Epidemien entwickeln und ob sie sich vergleichen lassen.

Vom Conficker-Virus sind Computer betroffen, vom Schweinegrippe-Virus Menschen. Sonst gibt es keinen grossen Unterschiede. Als die Bedrohung im letzten Herbst ruchbar wurde, infizierte W32/Conficker.A vor allem Windows-Betriebsysteme, insbesondere Server, die ganze Netzwerke bedienen. So legte der Wurm im Januar 3000 Arbeitsplatzrechner der Kärtner Landesregierung lahm und sorgte dafür, dass Ämter der Regierung tagelang offline waren. Sie hatten es nicht für nötig gehalten, den von Microsoft gegen Conficker zur Verfügung stehenden Patch, eine Windows-Impfung, rechtzeitig zu installieren. Bei uns war die Berufsschule Horgen davon betroffen. Der aus der Ukraine stammende Virus mutierte zur C-Variante. China, Russland und Brasilien meldeten zusammen 41% aller Infektionen. Deutschland rangierte an 16. Stelle, rund 7% aller PCs war dort befallen. Am 1. April wurde ein Pandemie-Ausbruch erwartet, doch wer einen April-Scherz vermutete, wartete vergeblich auf die Pointe. Indessen verbreitete und mutierte sich der Conficker bis heute. Über USB-Sticks, externe Festplatten und P2P-Verbindungen stecken sich täglich 50'000 PCs neu an. Microsoft hat ein Kopfgeld von 250'000 Dollar ausgeschrieben für Informationen, die zur Identifikation der Urheberschaft führen.

Heute bereitet Gumblar den IT-Verantwortlichen schlaflose Nächte. Dieses neue Virus verbreitet sich über infizierte Webseiten. Für eine Ansteckung genügt es, eine solche Seite anzuklicken. Gumblar ist gefährlicher als Conficker, da er selbstständig weitere Websites befallen kann. Zu diesem Zweck stiehlt Gumblar FTP-Zugangsdaten[1] auf infizierten Computern. Die Skripte nutzten Sicherheitslücken in Adobe Reader und Adobe Flash[2] aus, um Schadcode in neue Wirt-Rechner einzuschleusen. Diese wiederum manipulieren Suchergebnisse bei einer Google-Suche mit dem Internet Explorer. Derzeit gibt kein Abwehrmittel, es gibt nur Indizien, die es durch Handarbeit mit langen Hash-Tabellen[3] zu entdecken gilt. Eine Gumblar-Infektion erfordert derzeit eine Neuinstallation des ganzen Computers.

In der Biologie kann die Software von der Hardware nicht getrennt und neu aufgesetzt werden. Im Internet auch nicht! Etwa 1.5 Milliarden Menschen benutzen das Internet, jeder lässt sich mit Hunderten von anderen Computern vernetzen. Wenn noch Viren, Würmer und Trojaner von Unmengen PCs aus dieses Spiel betreiben (kriminelle Bot-Netze) und viele P2P-Tauschbörsen sowie -Kommunikationsnetze einander durchdringen, überlagern und interagieren, dann gleicht das dem Gehirn. Das Internet nimmt zunehmend neurobiologische Züge an.

Schweinegrippe und Conficker-Epidemie, zwei parallele Phänomene, gleichzeitig und gleichartig, Analogien wo man hinschaut, im Kleinen wie im Grossen. Es stellt sich die Frage, ob diese hier hervorgehobene Metaphorik nicht Ausdruck ist eines tieferen Zusammenhangs, ein Isomorphismus beziehungsweise eine Isodynamik, die man bei einer Würdigung des Internets inskünftig noch schärfer ins Auge fassen muss.

Neuerdings weist Google darauf hin, wenn eine Website infiziert ist, die Anzeige kann dann so aussehen:



Solchen Webseiten kann man ausweichen, indem man sie besser nicht anklickt. Weitere Informationen über diese Abwehrmassnahme bekommt man bei Google-Hilfe › Websuche-Hilfe › Suchergebnisprobleme › Spam oder irrelevante Suchergebnisse › Ergebnisse, die mit "Diese Website kann Ihren Computer beschädigen." gekennzeichnet sind .

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[1] Man sollte neue Passwörter eingeben und diese nicht im PC aufbewahren.
[2] Neueste Versionen nachladen.
[3] Bei ScanSafe erhältlich, dem weltgrössten Seuchenwächter im Internet.

Samstag, 28. März 2009

Schwarzes Loch

Eigentlich wollte ich meine Recherchen über die Finanzkrise fortsetzen, bin aber angewidert im Morast stecken geblieben. Was ist das für eine Welt, die uns die Quants in wenigen Jahren beschert haben! So hat etwa die junge Mathematikerin Blythe Masters [1] bei JP Morgan Chase in New York, zeitgleich mit dem Aufkommen des Internet, die Credit Default Swaps (CDS) erfunden, ein Kreditderivat, womit in der Ära Bush die globale Finanzindustrie in ihrer abgehobenen Blödigkeit und Gier ausserbörslich und unkontrolliert 62 Billionen Dollar Streubomben lancieren konnte, deren Sprengsätze längst überall platziert sind.[2] Angesichts deren Sprengkraft sind die 1.8 Billionen Ramsch-Hypotheken Knallfrösche. Eine Kettenreaktion wird viele Banken in einem schwarzen Finanzloch verschwinden lassen, denn die Realwirtschaft hat mit weltweit nur 54 Billionen Dollar BIP der zerstörerischen Gewalt der Derivate wenig entgegenzusetzen.[3] So laufen schon überall die Notenpressen an und werden für tragische Kaufkraftverluste sorgen. Ob Obama das Steuer noch herumreissen kann, muss bezweifelt werden...[4]

Also wende man sich dem Schönen zu, so lange noch Zeit ist. Wie das schwarze Loch jegliches Licht verschluckt, so bringt der Frühling Licht und neues Leben hervor, diesmal nach einem grossen Winter. Vielleicht wollten Sie schon lange das Fotografieren lernen? Schon ab 500 Franken gibt es eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR), das Werkzeug der Fotografen. DSLR haben einen grossen Bildsensor (25x16mm, 8-12 Mbytes) und lichtstarke Weitwinkel- oder Zoom-Wechselobjektive. Das Bild wird über den Sucher via Objektiv parallaxfrei anvisiert. Blende, Verschlusszeit und Empfindlichkeit sind wählbar. Neben vorverarbeiteten JPEG machen DSLR auch beste Rohbilder für anspruchsvolle Fotoprojekte. Solche Bilder können im Photoshop manipuliert und nachbearbeitet werden. Mit der DSLR kann bei jedem Licht toll fotografiert und korrigiert werden. Warum buchen Sie nicht einen Kurs für beides bei mir? Thema: Aufnahme und Verarbeitung digitaler Bilder. Das ist ein wunderbares Hobby, zusammen mit Ihrem PC. Siehe http://www.spectralab.ch/.
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[1] Bei Google > Bilder den Namen eingeben.
[2] http://spiegel.wissen.de, dort im Suchfenster CDS eingeben. Das Volumen aller ausserbörslich gehandelten Finanzderivate dürfte weltweit gegen 1000 Billionen (!) Dollar angewachsen sein. Dass die Politik die Kontrolle über diese unvorstellbaren Machenschaften zurück erlangen will und muss, ist eine ultimative Notwendigkeit – oder aber vielleicht schon zu spät. Die für Stabilität zuständige Bank für internationalen Zahlungsaugleich www.bis.org in Basel ist sehr besorgt über diese Entwicklung.
[3] Eine Billion ist im deutschen Sprachraum 10 hoch 12, im US-Englischen versteht man damit nur 10 hoch 9. Ich schreibe deutsch, also meine ich 1 Billion = 1 Million x 1 Million = 1 000 000 Millionen.

[4] http://info.kopp-verlag.de dort die Beiträge Ende März 2009 ansehen, zum Beipiel diejenigen von F. William Engdahl, etwa Suprime war nur »Vorspeise«.

Meine Bücher-Quellen:

Wolfgang Hafner: Im Schatten der Derivate. ISBN 3-8218-1692-9; 219 S. Der Autor ist Finanzexperte und hat mehrere Jahre in einem vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Forschungsprojekt Geldwäsche mit Derivaten untersucht. Das Buch ist leicht lesbar und äusserst aufschlussreich. Eine Pflichtlektüre für jeden Politiker.

Susanne Giger: Hans Vontobel. Bankier - Patron - Zeitzeuge. ISBN 978-3-905894-01-1, 205 S. Die Wirtschaftredaktorin zeichnet vom 90-jährigen Patron ein sympathisches Bild eines klassischen Banquiers mit sozialem Gewissen, welcher der Schweiz zur Ehre gereicht. Gewisse Stellen im Buch lassen aber durchblicken, dass Hans Vontobel der Zahlengläubigkeit der jetzigen Vontobel-Privatbankleitung misstraut. In der Tat betätigt sich die heutige Vontobel-Gruppe im Investment Banking und Asset Management weltweit. Damit ist sie, zusammen mit UBS, CS und ZKB, in der Schweiz führend bei Derivaten. Der Leiter des Investment Banking bei Vontobel (http://www.derinet.ch/), Roger Studer, ist folgerichtig der Präsident des schweizerischen Derivateverbands.

Myret Zaki: UBS am Rande des Abgrunds: Wie das Imperium der Drei Schlüssel seine Wette verlor. ISBN 3-85612-175-7; 286 S. Eine äusserst scharfsinnige, detailreiche und visionäre Analyse des Debakels bis Ende 2008, die auch für Nichtbanker spannend zu lesen ist. Grenzen und Gefahren der globalen Finanzwirtschaft werden am Beispiel UBS aufgezeigt. Fazit des Buches ist, dass die UBS wegen ihres Engagements im Fernen Osten nicht untergehen wird.

Sonntag, 1. März 2009

Hebelwirkung


Im letzten Blog habe ich über Google Books berichtet. Nun will ich es anwenden durch Lesen in einem, wie es scheint, wichtigen Buch, das ich weder im Buchhandel noch in einer Bibliothek finde. Marcel V. Lähn: Hedge Fonds, Banken und Finanzkrisen[1], beschrieb 2004, wie es zur globalen Finanzkrise kam. Diese Aufklärung tut bitter Not, denn die kursierenden Meinungen über die Ursachen und die Massnahmen zur Verhinderung einer derartigen Megakrise verwirren mich als Staatsbürger sehr. Natürlich gibt es Störfaktoren wie US-Immobilienboom, US-Kriegsausgaben und -Verschuldung, die Boni der Banker, automatisierter und globalisierter Börsenhandel, falsche Ratings, deregulierter Offshorehandel, Betrüger wie Madoff, Steuerbetrug, Geldwäscherei u.a.m., die zusammengenommen eine schwere Krise des Finanzsystems auslösen können. Doch wird ein kritischer Beobachter das Gefühl nicht los, dass hinter diesen Teilaspekten unheilvolle finanzwirtschaftliche Spielregeln diese Megakrise heraufbeschworen haben. Diese findet man vor allem unter den Dächern der Hedge Fonds.

Als Physiker weiss ich, dass ein Verstärker, der plötzlich zu pfeifen beginnt, gedämpft werden muss, damit er wieder benutzbar wird. Dämpfungen findet man in der Technik zuhauf, sie sind ihr A und O. Etwa die kleinen Hanteln an den Hochspannungsfreileitungen, diese nehmen Schwingungsenergie auf, sonst würden die Leitungen im nächstbesten Sturm herunterbrechen. Autofahren wäre gefährlich, wenn die Stossdämpfer fehlten. Neuroleptika dämpfen die Botenstoffe im Gehirn und verhindern akute Psychosen. In der Natur begegnet man negativen Rückkopplungen und Pufferungen auf Schritt und Tritt. Nur in der Finanzwelt will man, wie es scheint, von Dämpfung nichts wissen – im Gegenteil! Man bedient sich Anlageformen, die statt Sicherheit und moderaten Gewinn ungebremsten Vermögenszuwachs versprechen, ohne Rücksicht auf jene, denen das abgezockte Geld dann fehlt. Oder noch dreister: Man schafft Kapital durch trickreiche Verbriefungen, die nur mit neuem «Mündelgeld» bedient werden können. Das Wort «Mündelgeld» ist übrigens nicht zu weit hergeholt. Denn man hat doch über Jahre erfolgreich den unbedarften Bürger als Geldgeber gewonnen und man hat es auch mit seinem gesetzlich verwalteten Pensionsgeld getan. Tatsächlich sieht sich dieser in der Rolle des Mündels wieder, denn er oder sie weiss nicht, was mit dem sauer verdienten geliehenen Geld eigentlich passiert. Es bleibt dem Mündel nur das Vertrauen, dass die schon wissen, was sie tun, dass es nicht Kriminelle sind, die das Geld bekommen, was ja auch zutrifft, denn die Fondsmanager operieren im Hintergrund haarscharf an den Grenzen der Gesetze, die auf den steuerfreien Kaimaninseln[2] etwa weit laxer sind als in der Schweiz.

Auf www.ubs.com fand man noch vor wenigen Monaten die Tricks der Geldmacher zuoberst auf der polierten Website. Heute sind sie etwas versteckt, aber man googelt sie mit [Stichwort site:www.ubs.com] leicht heraus. Mögliche Stichworte sind Hedge Fonds, Zertifikate, Derivate, Leerverkäufe, Futures, Leverage u.a.m. Die UBS empfiehlt in einer im März 2008 verfassten Broschüre diese Nicht-traditionellen Anlagen für mehr Stabilität in Ihrem Portfolio. Im Buch von Lähn findet man Klartext zu diesen von der Finanzwelt bis heute so hoch gelobten weltwirtschaftlichen Sackgassen, zu der zentralen Quelle systemischer Instabilitäten des globalen Finanzsystems.[3] Es kann mir nicht darum gehen, die anscheinend so komplizierte Materie angemessen zu durchleuchten. Dazu müsste ich noch am Bankeninstitut der Uni-Zürich studieren.[4] Aber ich versuche es an einem für meinen Kopf vereinfachten Beispiel.

Hedge-Fonds stehen nicht unter dem gesetzlichen Zwang, dass ihrem Fremdkapital 10% oder mehr Eigenkapital gegenüberstehen muss. Oft wird da mit einem Hundertstel davon spekuliert, was die verwaltete Kapitalmasse verhundertfacht. Verbindlichkeiten können also nur mit neu zufliessendem Fremdgeld bezahlt werden. Das führt erstens zu langfristigen Anlagehorizonten, die Gelder werden jahrelang festgehalten, was sie den kurzfristigen Börsenschwankungen entzieht. Zweitens werden damit für Laienverständnis abenteuerliche Geschäfte abgewickelt, zum Beispiel so genannte Leerverkäufe. Es wird heute bezahlt für Aktien oder andere Finanzprodukte, von denen der Hedge-Fund-Manager vermutet, dass sie überbewertet sind. Er bietet also einen billigeren Preis, nimmt das Geld entgegen, muss aber das Finanzprodukt erst am Tag der Wahrheit liefern. Er spekuliert darauf, dass das Produkt für ihn dann noch billiger zu kaufen sein wird. Auf diese Weise bekommt er Fremdgeld, für das er im Moment überhaupt nichts bezahlen muss. Wenn es erwartungsgemäss läuft, hat er am Tag der Wahrheit ein gutes Geschäft gemacht. Wenn aber das Finanzprodukt nach Ablauf der Frist von ihm nicht gekauft werden kann, weil es nur teurer oder überhaupt nicht mehr erhältlich ist, bekommt der Hedge-Fund-Manager ein Problem. Er hat eine Zeit lang Geld für «Nichts» bekommen und er kann nach dieser Frist über die geschuldete Gegenleistung nicht verfügen, die Einlage kann also nicht bedient werden, die Spekulation ging nicht auf. So sind Hedge-Fonds einesteils gewaltige Finanzblasen, es wird Geld mit nichts als Verträgen angezogen und unter Ausnützung von Hebeleffekten risikobereit erneut investiert, andrerseits können diese Riesenblasen jederzeit zusammenbrechen, und die Gläubiger – letztlich unwissende Mündel – haben das Nachsehen.

Gegen die Grundidee, der Industrie und dem Gewerbe für produktive Zwecke Kapital gegen Aktien zur Verfügung zu stellen, in Erwartung einer Dividende, ist gewiss nichts einzuwenden. Einen Produktionsbetrieb kann man beurteilen und das Risiko ist überschaubar. Das Problem liegt in den oben erwähnten Spekulationsobjekten, den Hebel-, Partizipations-, Renditeoptimierungs-Produkten und dem damit verbundenen vielfach erhöhten Emittentenrisiko. Diese Derivate sind kombinierte und mehrfach indirekt verpackte Finanzprodukte, deren Risikopotential auch von spezialisierten Ratingagenturen kaum mehr eingeschätzt werden kann. Die Gewinn/Verlust-Kennlinien sind vielfach nichtlinear, ihr Impakt auf den Markt wird dadurch besonders heimtückisch. Der deutsche Derivateverband[5] betreibt auf seiner Website ein Lexikon für weit über Tausend Fachbegriffe (!) für die Beschreibung strukturierter Produkte und deren Handel. Ich werde den Verdacht nicht los, dass die Begriffsinflation eher dem Bluff als der Klärung dient. Dabei flackert durch alles hindurch nur ein einziger treibender Begriff: Gier.

Die Schweiz ist mit einem Anlagevolumen von über CHF 260 Milliarden (Stand November 2008) der weltweit grösste Markt (!) für strukturierte Produkte, schreibt der schweizerische Verband[6]. Der Anteil dieser hochriskanten, undurchschaubaren Anlagen nimmt rasch zu. Das ganze in der Schweiz verwaltete Vermögen beträgt etwa CHF 4 Billionen. Man beachte, dass das Schweizer BIP mit etwa 500 Milliarden vergleichsweise bescheiden dasteht. Verwerfungen im Vermögensgeschäft werden sich auf das Volkseinkommen und auf die reale Volkswirtschaft insgesamt stark auswirken. Warum wollen wir es zulassen, den Lohn unserer redlichen Arbeit derart stark von Spekulanten aushebeln zu lassen?

Wenn ich ein Auto lease, dieses aber verkaufe und mit dem Erlös 5 Autos lease, diese wiederum verkaufe und den Schuldendienst sowie einen luxuriösen Lebenswandel mit immer weiteren Verkäufen von Leasingautos finanziere, stehe ich in kurzer Zeit vor Gericht und werde als Krimineller verurteilt. Ganz ähnlich läuft es aber in einem immer grösseren Teil der Bankenwelt, nur dass hier niemand verurteilt wird bis jetzt. Man fand Mittel und Wege durch Auslagerung in rechtsfreie Räume, um die wunderbaren Bereicherungsmöglichkeiten zu legalisieren. Und da dies trotzdem nicht endlos weitergeht, sondern auf sozusagen natürliche Weise crasht, versucht man nun mit dem Volksvermögen die Finanzakrobaten zu schützen – statt dass man die Bürger und die redlichen Banker vor den Verursachern schützt. Wie denn? – Ganz einfach: indem man nicht-traditionelle gefährliche Anlagen verbietet, die Steuerbetrüger ausliefert und die Offshore-Handelsplätze schliesst. Nichts weniger als dies muss man vom bevorstehenden G20-Gipfel erwarten, sonst wird es bald noch mehr krachen in der vernetzten Welt.
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[1] Dissertation. Gabler Edition Wissenschaft XII, 386 S. Kartoniert 2004 Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden, ISBN 3-8244-8117-0
[2] Why domicile your fund in the Cayman Islands? Over 10,000 regulated investment funds are domiciled in the Cayman Islands. This constitutes the vast majority of the global hedge fund market. Empfohlen durch
www.ubs.com/cayman-funds.
[3] S. 168
[4] Eigenartig ist, dass so hoch komplexe strukturierte Produkte im Kaufleuten in einem Music-Star-ähnlichen Wettbewerb verglichen werden. Unter dem Sponsoring von Maserati werden die Preise (Kurs im Rennfahren) vergeben. Und man empfiehl die daraus hervorgehende Beurteilung anschliessend den Anlegern zur Orientierung und den Emittenten als Qualitätsmerkmal. (
www.swiss-derivative-awards.ch)
[5]
www.derivateverband.de
[6] Schweizerischer Verband für Strukturierte Produkte
www.svsp-verband.ch

Montag, 2. Februar 2009

Google Books

Kennen Sie den Traum vom kleinen Raum mit Tisch, Stuhl, Leselampe und an den vier Wänden vom Boden bis zur Decke Bücher, Bücher..., die Sie alle gelesen haben. Ein magisches Gefühl der Allwissenheit beseelt Sie, wann immer Sie sich hinsetzen, zielbewusst Texte herausgreifen und nach Ihrem Geschmack verwerten. Diesen Traum – ich hatte ihn im Jugendalter – müssen auch die Google-Macher kennen, da sie auf die Idee kamen, allen geistlosen Urheberrechts-Dämmen zum Trotz[i] ganze Bibliotheken zu scannen und immer grössere Teile davon frei zugänglich ins Internet zu stellen. Dieses Projekt ist schon weit gediehen – und hat eine Prozesslawine ausgelöst. Doch Google ist stark und nimmt den Kampf auch mit juristischen Waffen auf. Der Grundgedanke dabei ist, nicht nur in den elektronischen Texten auf Webseiten, sondern auch auf gedrucktem Papier aller Bücher und Zeitschriften zu «googeln». Ganz eindeutig hat es Google darauf abgesehen, die Bücherwelt von ihrem sterilen rechtlichen und letztlich autorenunfreundlichen Containment zu befreien, ein Vorhaben, das meines Erachtens überfällig ist. Was nützen die schönsten und scharfsinnigsten Gedanken, wenn sie niemand lesen kann, weil der Kauf zu teuer wenn nicht unmöglich (vergriffen) und der Gang in die Bibliothek mit schier unüberwindlichen Hürden verstellt ist. Mehr noch: Wenn jemand sich über ein hochspezifisches Thema schlau machen möchte, kann er Monate damit verbringen, die relevanten Schriften dazu zusammenzutragen. Bei Google Books[ii] dauert das Minuten. Bei wissenschaftlichen Themen muss man auch Google Scholar[iii] hinzuziehen, womit überdies die ganze begutachtete Forschungsliteratur zur Verfügung steht.

Schlagwörter wie «Bretton Woods», welche Lösungsansätze versprechen, um aus der Misere zu kommen, werden von nun an auch auf unzähligen Buchseiten und in gedruckten Zeitschriften[iv] gesucht – und gefunden. Ich habe Zeitschriften gesehen, die bis ins vorletzte Jahrhundert zurückreichen. Man kann sie mit «Systemdynamik» kombinieren um jene Schnittmenge zu bilden, welche die besonders raren Arbeiten ans Licht bringt, die das Weltfinanzsystem dereinst auf wirklich stabilere Fundamente zu stellen vermögen.[v] Ein Beispiel unter Tausenden. Was darf man von dieser Wissensaggregation erwarten? Eine Emergenz des Verstandes und hoffentlich auch der Vernunft und schliesslich vertieftes Wissen. Zündende Ideen werden viel schneller aufgegriffen, weil sie von vielen Suchenden gleichzeitig ergoogelt und verinnerlicht bzw. umgesetzt werden.

Derzeit muss Google mit den Gerichten Kompromisse eingehen.[vi] Deshalb berichtet Google nüchtern über die heutigen Einschränkungen dieses utopischen Projekt. Man kann nicht alle Bücher dieser Welt kostenlos herunterladen, nur solche, die urheberrechtlich frei sind, zumal alte Bücher sind darunter. Paradoxerweise sind damit alte Bücher leichter greifbar als neuere, von denen entweder Auszüge im Volltext vorliegen oder eine Art Schnipsel mit dem gedruckten Kontext um den Suchbegriff. Da zeigt sich bereits, was das Buch für den Suchbegriff hergibt. Man kann sich auch ein Bild von der Typografie machen. Daneben gibt es Hyperlinks zu den Bezugsquellen des Buches.[vii] Alte Bücher können jetzt schon als voll verwertbares PDF-File, das heisst im Volltext, heruntergeladen wird. Nota benen scannt Google die Papiere nicht etwa nur bildhaft, sondern es werden die Texte automatisch gelesen, anders wäre eine Stichwortsuche undenkbar. Man spricht von Optical Character Recognition (OCR).

Vergriffene aber urheberrechtlich geschützte Bücher, die für die heutige Leserschaft verloren sind, wird Google Books online verkaufbar machen. Aus unserer Sicht ist es ein wahrer Segen für die Verlagsbranche, dass Autoren und Verlage Geld mit Büchern verdienen können, die bereits endgültig vom Markt verschwunden schienen, schreibt Google dazu. Aber auch bei rezenten Büchern dämmert bei Google ein neues Zeitalter heran. Als mit Abstand potenteste Suchmaschine ist Google in der Lage und auch dazu berufen, das unendliche Wissen und alle kulturellen Schätze, die im Bücheruniversum enthalten sind, aus den verstaubten Deckeln zu befreien, indem es sich alle jenen problemlos öffnet, die Antworten suchen, die möglicherweise schon durchdacht und schriftlich niedergelegt wurden. Das Credo lautet: Wir bei Google lieben Bücher und unser grösster Wunsch ist es, dass sich die Google Buchsuche zu einem Service entwickelt, der dazu beiträgt, den langfristigen Erfolg von Büchern und deren Autoren und Verlagen zu sichern. Über kurz oder lang wird den Verwertungsgesellschaften die Luft ausgehen, weil die Autoren sich abwenden werden, denn mit den Mitteln von Google können sie in dem Masse entschädigt werden, wie sie gelesen werden. Bei vielen Autoren wird sich die Leserschaft sprunghaft vergrössern, weil sie zwar nicht bekannt, aber für das gesamte Publikum des jeweiligen Sprachraums gut und relevant oder schlicht lesenswert sind. Bei den begutachteten Forschungstexten ist eine parallele Entwicklung im Gange, indem ein Forschungsbericht sofort publiziert werden kann und erst nachträglich von der offenen Leserschaft für alle nachlesbar kritisiert wird. Eine solche Entwicklung ist sehr zu begrüssen, denn es wird unorthodoxe Forschung entfesseln, da sie nicht mehr von etablierten Gutachtern verschleppt oder gar unterdrückt werden kann. Ansätze unter dem Begriff Open Peer Review sind etwa bei Nature oder auch am Cern im Gang. Man darf gespannt sein, wie Google Scholar diese Ansätze unterstützt.
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[i] http://books.google.com/intl/de/googlebooks/agreement
[ii] http://books.google.com oder http://books.google.de oder http://books.google.ch
[iii] http://scholar.google.com/ oder http://scholar.google.de oder http://scholar.google.ch
[iv] Ich habe heutige Zeitschriften gesehen, die bis ins vorletzte Jahrhundert zurückreichen, Beispiel «Popular Science» ab May, 1872. Sehr eindrücklich ist die Veränderung der typografischen Gestaltung im Laufe der Zeit.
[v] www.santafe.edu ist eine Forschungsstätte für zukunftsweisende Lösungsansätze.
[vi] http://books.google.com/booksrightsholders Hier können sich Autoren eintragen, deren Bücher von Google teilweise gescannt im Internet erscheinen. Sie werden dann von Google finanziell entschädigt. Dies hat die amerikanische www.authorsguild.org mit Google ausgehandelt (s. Blog vom 4. Dec. 2008: Authors Guild v. Google Settlement Will Work).
[vii] http://books.google.ch/intl/de/googlebooks/screenshots.html

Montag, 5. Januar 2009

Google. What else?


Seit 7 Jahren hat Google die andern Suchmaschinen abgehängt und besitzt heute das absolute Suchmonopol im Internet. Wer sucht, der googelt[i], lautet deshalb die Devise. Eins, zwei Stichwörter genügen, schon kann man das Gesuchte anklicken. Machen Sie das mit Ihrem Vornamen und Nachnamen[ii], Sie werden vielleicht überrascht sein, was zurückkommt. Mit jedem Suchauftrag sind tausend Rechner gleichzeitig beschäftigt, dies führt zu sehr kurzen Resultatzeiten von weniger als einer halben Sekunde. Die Grundlage des Suchvorgangs ist eine ständige Indexierung des Internets. Durch Google werden heute viele Billionen Dokumente erfasst. Geben Sie einen Suchbegriff ein, werden die Dokumente verlinkt, die den Suchbegriff enthalten. Nun wird niemand 50 oder mehr Links durchsuchen, wichtig ist, was auf den obersten 5 Verweisen steht, mit andern Worten: Die Position auf der Trefferliste von Google ist entscheidend, dass man es findet. Dazu definiert Google unter anderem einen Rang[iii] für jedes Dokument, der von der Menge der Verweise aus andern Webseiten auf dieses Dokument errechnet wird. Wenn Sie das Dokument möglichst weit oben auf der Trefferliste platzieren möchten, müssen Sie dafür sorgen, dass es von möglichst bedeutenden Webseiten zitiert wird, was zum Beispiel durch Besprechungen in wichtigen Zeitungen geschehen kann. Google schlägt alle übrigen Suchmaschinen weit ab. Sie reichert die demokratisch erzeugte Linkliste durch unauffällige hochspezifische Werbeinserate[iv] zu den Suchbegriffen an. Mit dieser sachdienlichen Zusatzinformation hat Google in kurzer Zeit ein riesiges Kapital gemacht, was Google zu weiteren Innovationen veranlasste, deren Ziel es ist, auf der Basis intelligenter Informations-Vernetzung einer breiten Öffentlichkeit kostenlos zu dienen. Das wird uns im neuen Jahr noch beschäftigen. Als erstes wende ich mich Google.ch > Maps zu.

Über dem Schriftzug Google und dem Suchfenster steht derzeit eine blaue Zeile mit den Hyperlinks Web Bilder Maps News Groups Mail Mehr. Klickt man bei Maps, sieht man die Landkarte der Schweiz. Dieses Kartenwerk hat es in sich. Suchen Sie versuchsweise Zürich. Zoomen Sie mit dem Scrollrad der Maus die Innenstadt etwas an sich heran, bis die Beschriftung «Bahnhofstrasse» auftaucht. Von den drei Ansichten wählen Sie Karte. Sie sehen die Stationen von Bus, Tram und Limmatboot. Schalten Sie auf Satellit und setzen darunter das Häklein bei Labels anzeigen, sehen Sie die Strassennamen auch in der coolen Vogelschau. Setzen Sie zusätzlich Bahnhofstrasse 1 ins Suchfenster, zeigt eine Wegmarke auf das Gebäude. Lassen Sie nun die Route nach Kilchberg Stockenstrasse 1 berechnen, indem Sie zur Start-Adresse (Von hier) die Zieladresse ins Fensterchen eintippen. Den Fahrweg sehen Sie alsdann als blaue Spur und als Liste am linken Fensterrand. Die Fahrstrecke 5.1 km legen Sie in 8 Minuten zurück. Legen Sie die Route alternativ über Enge und Wollishofen und Albisstrasse, beträgt sie 5.9 km und benötigt 16 Minuten. Die in den Strassen möglichen Fahrgeschwindigkeiten werden mithin berücksichtigt. Ferner wird demnächst das tageszeitliche Verkehrsaufkommen berücksichtigt bei der Streckenwahl. Sie können diese Verbindung auch zu Fuss gehen (59 Minuten) oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln (19 Minuten und zu Fuss ab Busstation Hornhalde in 7 Minuten mit Warnung, dass es dort nicht überall Trottoirs gibt). Falls Sie in Kilchberg an eine andere Adresse gelangen möchten, ziehen Sie das Ziel einfach quer durch Kilchberg zur neuen Destination. Hierbei wird die Route unter Berücksichtigung von Einbahnstrassen sofort neu gerechnet und gezeichnet.

Andernorts gibt es überdies die Streetview, wo die so gewählte Fahrstrecke echt fotografisch aus der Sicht des Autofahrers abgefahren werden kann. Dies ist auf komplizierten Kreuzungen eine grosse Hilfe für Ortsunkundige. Der Trend ist klar: Der Autofahrer wird mit einem hochauflösenden, am Internet angeschlossenen Handy[v] den Weg noch besser finden und mögliche Strassensperren oder Staus elegant umfahren. Deutschland soll als erstes flächendeckend mit Streetview ausgestattet werden. In den USA gibt es das bereits.[vi]

Google entwickelt seine Ideen indessen nicht nur in abgeschirmten Büros, sondern auch durch die vielen Benutzer selbst, die sich dafür ein Google-Konto zulegen. Damit können eigene Plätze beschrieben und der Öffentlichkeit auffindbar gemacht werden. Man kann seine eigenen Karten und Rundgänge zusammenstellen und publizieren. Die Städte werden persönlich. Google arbeitet im Projekt Android[vii] mit der Open Source Community zusammen. Man darf gespannt sein, mit welchen Features Google Map sich auf den Handys etabliert. Beispielweise nützt Google die zelluläre Struktur der Handytelefonie zur geografischen Ortung, womit Sie jede Dienstleistung im näheren Umfeld Ihres Standortes bequem auffinden. Google benötigt zur Standort-Bestimmung GPS nicht. Google Maps verbindet sich hierzu mit Ihrem Telefoniebetreiber zwecks Ortung des momentanen Handy-Standortes.[viii]

Gehen wir zum Ausblick nochmals auf Bahnhofstrasse 1 in Zürich. Geben Sie zusätzlich Blumen ein. Die Karte ruckelt kurz und zeigt Ihnen 10 Wegmarken zu umliegenden Blumenläden. Der nächste befindet sich am Paradeplatz. Durch Anklicken sieht man alle Details, die Webseite und Fotos des Blumenladens. Gleichzeitig wird man von einer charmanten Hostess von Citiguide.ch im Laden von Marsano AG am Paradeplatz von Blume zu Blume geführt. Über Mehr > Fotos sehen Sie eine Menge örtlich korrekt platzierter Fotos von Zürich. Google Map ist dort auch mit dem Mega-Lexikon Wikipedia geografisch verknüpft. Man findet Wissenswertes über Zürich[ix] sozusagen kartografisch.
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[i] Das Verb «googeln» ist seit 2004 auch im Duden verzeichnet, es wird auch allgemein als Synonym für Websuche mit andern Suchmaschinen verwendet.
[ii] Ich empfehle ˝Vorname Name˝ mit Apostroph und Abstand einzugeben, Sie vermeiden so Treffer mit andern Vornamen oder andern Nachnamen.
[iii] Es ist der so genannte PageRank-Wert, den Sie auf der Google Toolbar einsehen können, nach Larry Page, einem der Google-Gründer; indessen werden Sie feststellen, dass nicht der PageRank allein die Reihenfolge der Trefferliste bestimmt, sondern auch die geografische Position des Suchenden und andere Modifikationen und Dämpfungen mehr, die nicht so leicht ersichtlich sind, Betriebsgeheimnisse von Google eben. Fakt ist, wer sich von Google zu seinem Suchziel lotsen lässt, findet es am schnellsten. Details über die Google-Bewertung bei Franz Embracher: http://homepage.univie.ac.at/Franz.Embacher/Lehre/aussermathAnw/Google.html
[iv] Unter Google-AdWords zu finden.
[v] Das erste derartige Gerät ist erhältlich, siehe http://www.t-mobileg1.com/
[vi] http://maps.google.com/help/maps/tour
[vii] http://www.android.com/
[viii] Während mit einfachem GPS 10 Meter Genauigkeit erreicht wird, alloziert Android Ihren Standort auf einige 100 Meter genau.
[ix] Beipielsweise Fraumünster, Grossmünster, Lindenhof, Paradeplatz, Grendeltor, Rathaus usw.
>>Hervorragender Artikel über Google: www.schweizerfamilie.ch/google ; beachten Sie dort auch das E-Book von Eload24.com über Google, das Sie als pdf-Datei gratis herunterladen können.