Elon Musk 2015 |
Während die Unternehmer-Ikone Steve Jobs durch die Kinosäle
flimmert, ist der 44-jährige Weltveränderer Elon Musk erst im Kommen. Sein
Vermögen wird auf 13 Milliarden USD geschätzt. Der robuste Mann hat es selbst
erworben durch Genialität, äusserste Risikofreude verbunden mit stahlharter
Willenskraft und unsäglicher Leidensfähigkeit, als wiederholt alles zu scheitern
drohte. Wie Jobs verlangte er von sich und seinen Mitarbeitern alles ab. Er ist
ein getriebener Marsianer, beseelt von der Vision, eines nicht allzu fernen
Tages auf dem roten Planeten mit 80’000 Siedlern eine Kolonie zu gründen, zur
Rettung der Menschheit, falls die Erde im Klimawandel unbewohnbar würde. Die
Bücher dazu hat er schon als Kind in Südafrika verschlungen. Als Zwölfjähriger
schrieb er erste Computerprogramme. Seither arbeitet er zielbewusst an der
Umsetzung, mit wachsendem Erfolg, 1995 als Besitzer eines
Internetverzeichnisdienstes, den er gewinnbringend verkaufte, später mit dem
Online-Bezahlsystem Paypal, das ihm einen Geldsegen von 200 Millionen einbrachte, als es von eBay übernommen wurde.
An Weihnachten 2015 wurden wir Zeugen eines beispiellosen
Etappenziels: Seine 9-flammige Trägerrakete Falcon 9 kehrte, nachdem sie 11
Satelliten in Umlaufbahnen abgesetzt hatte, zurück und setzte sanft auf ihrem
Startplatz in Cape Canaveral auf. Es war wie wenn der Film des Starts rückwärts
abspult, doch diesmal war es real! Der Wiederverwendbarkeit der 400 Tonnen
schweren Rakete steht nun nichts mehr im Weg. Es geht Musk darum, mit seiner Weltraum-Firma
SpaceX die Kosten zu drücken. Durch konsequenten Eigenbau der Triebwerke, der
Raketenhülle und nicht zuletzt der Computerelektronik für den Transfer von
Satelliten in die Erdumlaufbahn senkte der verspottete Entrepreneur den Preis
auf ein Drittel oder Viertel im Vergleich zur etablierten amerikanischen,
russischen, chinesischen und europäischen Konkurrenz. Die Wiederverwendbarkeit
der Raketen wird den Preis weiter drastisch ermässigen. Für 2017 sind
Personentransporte zur ständigen Raumstation ISS geplant. Dafür wird die
wiederverwendbaren Raumkapsel Dragon mit sieben Sesseln feudal eingerichtet. Ferner
plant Elon Musk mit einer 27-flammigen Rakete Falcon Heavy Menschengruppen, wie
sie auf der Erde in einem grossen Bus reisen, auf den Mars fliegen zu lassen.
Der Jungfernflug der Heavy ist im Oktober 2016 gebucht, freilich vorerst “nur”
für geoorbitale Satelliten-Nutzlast und noch nicht in einer Fluchtbahn zum
Mars. Jedoch wurden durch SpaceX die Raumfahrtambitionen der USA und ihre trägen
Zudiener definitiv aus ihrem Dornröschenschlaf
geweckt.
Mit seinen Ideen, seiner Tatkraft und seinem Geld weckte
Elon Musk zwei andere Industriezweige, die US-Autoindustrie und die
Solarindustrie, aus ihrer Lethargie. Gleichzeitig mit SpaceX (Los Angeles)
gründete er im Silicon Valley den Autohersteller Tesla. Eine Autobranche, die noch immer auf fossilen Treibstoff setzt und nicht auf Elektroantrieb umstellen will, ist in Musks Augen frevlerisch. 2008
brachte er unter der Marke Tesla Roadster den ersten vollelektrischen
Seriensportwagen heraus. Es war die Zeit, als die US-Autobranche und die
Finanzmärkte einbrachen. Trotzdem wurden bis 2012 2500 Roadster verkauft. Nun
lief die Oberklassenlimousine Tesla Model S vom Band, die man auch in Kilchberg
immer häufiger sieht. Musk wollte gleichzeitig eine grosse Reichweite, modernste
Navigationshilfen und Fahrassistenten, eine maximale Beschleunigungsfähigkeit, dazu
Komfort, was mit einem geräuschvollen Benzin-Hilfsmotor nicht zu erreichen ist.
Nach Apples Vorbild entstanden weltweit Tesla-Verkaufsläden, worin der Tesla S
zum Preis ab etwa 70’000 Dollar verkauft wird. Das ist nicht übertrieben hoch,
sind doch die Sprit-(Solarstrom) und Servicekosten gleich Null. Im Vergleich zu den tausend Teilen in einem Benzinmotor besteht der Motor des Tesla aus nur 3 beweglichen Teilen und ist ohne Getriebe direkt mit den Rädern verbunden. Musk überzog
die USA mit 2500 Schnell-Ladestationen, die den Strom ausschliesslich aus
Sonnenzellen beziehen. Teslas laden ihre Batterien dort gratis. Auch in der
Schweiz gibt es bereits 11 Supercharger-Stationen mit je 6 Ladeplätzen. Möglich machte das die Firma Solar-City, Elon Musks dritte
Firma, die er mit seinen Cousins, den Gebrüdern Rive, betreibt. Solar-City ist
eines der grössten und erfolgreichsten Cleantech-Unternehmen in den USA. In etwa
30 Minuten kann die Batterie im Tesla S aufgeladen werden mit Energie, die für
400 oder mehr Kilometer reicht. Noch schneller geht es mit einem
Batterietausch, wofür am Wagenboden eine Vorrichtung eingebaut ist. Musk ist
nun der grösste Verbraucher von Lithium-Ionen-Batterien und wird in diesem Jahr
eine Megafabrik in der Wüste Nevadas in Betrieb nehmen, um auch die
Tesla-Batteriepacks selber zu bauen. Panasonic liefert die Zellen-Technologie
und ist an der Fabrik beteiligt. Vorausschauend erwartet man eine gigantische
Nachfrage nach den Tesla Hightech-Akkus, denn es soll bald das Tesla Modell 3 auf
den Markt kommen, zum Preis von nur 35‘000 Dollar, der eine hohe Stückzahl
verspricht. Teslas Batterien werden auch massenhaft in Gebäuden eingebaut, um
die Verbrauchs-Tagesschwankungen und die variable Sonneneinstrahlung
auszugleichen. Selbstverständlich tendiert Musk auf komplette Unabhängigkeit
vom öffentlichen Stromnetz, was in Neubauten bereits jetzt machbar ist. Als nächstes wird das SUV Tesla Modell X in unseren Strassen
Aufsehen erregen. Es besitzt nämlich Flügeltüren, die nach oben aufklappen. Es
bietet mit sieben vorwärts gerichteten, teils drehbaren Sitzen maximalen Spass,
Komfort und praktischen Nutzen, insbesondere für Familien. 2014 wurden gut
50’000 Teslas abgesetzt. Tesla fordert damit Mercedes und BMW im
Oberklassensegment heraus, mit dem wesentlichen Unterschied, dass die Deutschen
kein wirklich zukunftsweisendes Antriebskonzept vorweisen können. Es wird
deshalb interessant sein, zu beobachten, wie die benachbarte Autonation dieses
Manko ausgleichen wird. Schon jetzt haben die Europäer rein elektrische Modelle
in der Palette, die aber alle mit Tesla nicht mithalten können, insbesondere
bei der Reichweite der Batterien. Möglich dass hier und dort Tesla-Batterien
eingebaut werden, womit das kostbarste Stück im europäischen Auto dann von
Tesla wäre. Elon Musk hat übrigens die vielen Patente aus seiner
Fahrzeugentwicklung freigegeben, in der Absicht, damit eine Grundwelle des
Umdenkens in der Branche auszulösen und die Aufholjagd abzukürzen. Dazu sagte Musk: “Wenn die
Offenlegung der Tesla-Patente bedeutet, dass andere Unternehmen leichter
Elektroautos bauen können, dann ist das gut für die Menschheit.”
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Literatur:
- Ashlee Vance: Elon Musk: Wie Elon Musk die Welt verändert - Die Biografie. FinanzBuch Verlag, 2015, 368 S.
- https://www.ted.com/talks/elon_musk_the_mind_behind_tesla_spacex_solarcity, auch als Hörbuch bei Audible
- Ashlee Vance: Elon Musk: Wie Elon Musk die Welt verändert - Die Biografie. FinanzBuch Verlag, 2015, 368 S.
- https://www.ted.com/talks/elon_musk_the_mind_behind_tesla_spacex_solarcity, auch als Hörbuch bei Audible
- Reportage von National Geographic zur Tesla Autofabrik in
Fremont, Kalifornien: https://youtu.be/R7OAcdNWF_0
- Ausführlicher neutrale Fahrbericht für Tesla S Stand 2015: https://www.youtube.com/watch?v=OwjofNmr4fM
- Ausführlicher neutrale Fahrbericht für Tesla S Stand 2015: https://www.youtube.com/watch?v=OwjofNmr4fM