Schmidt, Brin, Page (von links) - Bildquelle: Wikimedia Commons / Joi Ito |
Du denkst vielleicht, jetzt schreibt er über ein im Alter verliebtes Pärchen. Oder über eines, das sich über das Smartphone beschnuppert? (Smartphones können nämlich auch riechen, neuerdings.) Aber nein, es geht doch in dieser Kolumne um Technik. Heissgeliebte Technik wohlverstanden. Als Kinder gingen sie in die Montessori-Schule. Dort konnten Sie tun und lassen, was sie wollten, kein fester Lehrplan, entwickelt wurde das naturgegebene Potential. Sie waren schon als Kinder kleine Nerds, mit einem Bein im Virtuellen, mit dem andern auf dem Rollerblade, und immer mit atemberaubendem Speed. Später wurde selbstverständlich Computerwissenschaft studiert. Besonders der eine, introvertierte, hatte dazu einen Traum, er wollte mit seinen Erfindungen die Welt verändern. Larry war wortkarg, was er zu sagen hatte, babbelte er für Nichtamerikaner kaum verständlich. Der andere, Sergey, russischer Abstammung zwar, verstand, was er meinte, war davon fasziniert. Sie teilten an der Uni die Bude und darin die Computer. 1998 waren sie schon zu Hause im Internet, sahen, wie es explodierte nach dessen Urknall am CERN. Altavista, damals die ultimative Suchmaschine, war heillos überfordert, lieferte das Unwichtige zuerst. Larry wollte das besser machen. Mit seinem Wissen, PhD in spe, untersuchte er das Thema. Vorwärts spinnend die Seiten nach Links absuchen, reichte nicht, führte bei diesem Wachstum ins Uferlose. Täglich kamen Millionen Dokumente dazu. Larrys Geniestreich bestand im Sammeln von Rückwärtszitaten, wer zitiert die mit dem Stichwort behafteten Seite S? Sind es viele, namhafte Portale, grosse Zeitungen etwa? Oder bloss Außenseiter? Je häufiger und bedeutsamer auf S verwiesen wird, desto höher der Rang von S. Auf diese Weise entsteht in der Suchmaschine eine brauchbare Trefferliste. Einige Versuche mit wenigen Computern im Studentenzimmer waren überwältigend. Das Internet enthüllte sich den Nerds schlagartig, die Suchanfragen häuften sich, die Welt kam auf sie zu, ihre Server wurden von Suchenden überlastet. In wenigen Wochen benötigten sie den Datenfluss der ganzen Universität. Das war real! Rasch ging die Kunde von der neuen Suchmaschine um die Welt. Spin-off, Firmengründung, Sponsorensuche waren die Konsequenzen. Das Ziel Doktortitel verblasste. Ihre Mütter waren untröstlich. Die beiden programmierten, installierten, telefonierten Tag und Nacht. Nach wenigen Monaten wurde Professor Hölzle eingestellt, der die Server-Racks vernetzte und die Suchsoftware beschleunigte. Was dann folgte, war die wundersamste Entwicklung eines kleinen StartUps im Silicon Valley. Während die Mehrzahl die Dotcom-Blase verursachte, die bekanntlich platzte, überlebte Google den Hipe, wuchs rasch und stetig und ist heute mit 20’000 Mitarbeitern die profitabelste Firma der Welt. Das Traumpaar auf den Rollerblades und ihr väterlicher Berater Eric Schmidt sitzen auf bald 100 Milliarden Cash, haben das alleinige Stimmrecht und zahlen keine Dividende aus.