Samstag, 16. März 2013

Modelle



Computerwelten bestehen nicht nur aus PC, Internet, Smartphone, Google und Facebook, Computerwelten dominieren zunehmend auch die Naturwissenschaft. In der Biologie zumal wird mit gigantischer Rechenleistung die Tür zu völlig neuen Kapiteln in der Wissenschaftsgeschichte aufgeschlossen. 

In der Biologie konnte und kann die Schweiz an der Weltspitze mithalten. 1949 bekam der Zürcher Physiologe W. R. Hess den Nobelpreis für die funktionelle Organisation des Gehirns. Seither geht’s aufwärts mit der Neurobiologie in der Schweiz. ETH und UNI-Zürich arbeiten auf diesem Gebiet zusammen. Zwar hat man viel in die Welt der Moleküle investiert, etwa in die Botenstoffe, und damit der Pharmakologie gedient, doch ringt man immer wieder um das Verständnis des Systemischen. Um zu verstehen, wie eine Hefezelle reagiert, wie ein Gefühl zu Stande kommt oder wie im Gehirn eine Schizophrenie entstehen kann, braucht es ein angemessenes Modell. Die akribische Beschreibung der Funktionen wie bei Hess genügt nicht mehr. Denn ein Organismus ist kein Puzzle-Bild, ein Organismus ist hochgradig vernetzt und nichtlinear rückgekoppelt, wodurch unvorhersehbare Eigenschaften hervorgehen. 

Nun will man durch komplexe Computersimulationen die Organismen im Rechner abbilden. Man kann der Computer-Hefezelle die Nährlösung versalzen, um zu sehen, wie sich ihr Wachstum verändert. Man kann das künstliche neuronale Netz reizen und Kopplungsstärken justieren, um zu testen, ob es dies verkraftet oder wie es krampft. Wenn das Modell ähnlich reagiert wie das biologische Vorbild, dann hat man die Biologie durchschaut. Der bekannte Physiker Hawking schrieb, das Modell ist der einzige Weg, das Universum zu verstehen

Deshalb wird vom Bund und von Kantonen eine halbe Milliarde gesprochen, um Computersimulationen für die systemische Biologie in der Schweiz zu ermöglichen. Mit einem Bleistift und einem Fetzen Papier, womit Einstein das Licht entschleierte, kommt man dem Lebendigen nicht bei.

Küchenbau



Wieder muss eine Küche geplant werden, es ist meine vierte. Zuerst den Raum vermessen: Länge, Breite, Raumhöhe, Kaminvorsprung, Türradius, Lage der Fensteröffnung und des Simses, Anschlusstelle des Abluftrohrs, Steckdosen, Zu- und Abwasserstutzen, wo springen Plättli und Steinsockel vor? Einige Masse lassen sich am bequemsten mit einem optischen Längenmessgerät erfassen, Zeit ist Geld. Im neuen PC die Version 8 von SketchUp installieren und den Raum auf den Millimeter genau einzeichnen wie eine oben offene Box. In der 3D-Galerie dieses genialen Programms findet sich das ganze IKEA Faktum Küchensystem. Boden- und Oberschränke bilden das Gerippe, man kann gleich ganze Sammlungen herunterladen und auflösen, damit passende Einheiten ausgewählt, gedreht, und magnetisch aneinandergereiht werden können. Hilfslinien erleichtern die genaue Anordnung. Mit Linienzeichner, Rechteck- und Zugwerkzeug konstruiert man die Arbeitsplatte, die beim Steinlieferanten rechtzeitig bestellt werden sollte. 

Nun wechselt man zum Ikea-Küchenplaner, womit on-line die Frontenart ausgewählt, Schubladen und Auszüge eingesetzt, Küchengeräte und Dunsthaube präzis eingefügt werden können. Das Programm warnt, wenn Sicherheitsabstände nicht eingehalten sind oder wenn ein Spültrog mit dem Abfalleimer in Konflikt gerät oder wenn die Hahnenbatterie mit dem Fensterflügel kollidiert. Auf diese Weise kann eine geschickte Person die Küche fast fertigstellen. Die Schlusskontrolle macht man mit einer IKEA-Mitarbeiterin in Dietlikon oder Spreitenbach, wo man anschliessend den im IKEA-Server gespeicherten Bauplan in eine Stückliste und Offerte umrechnen lässt und auf der bestellten Ware 25 Jahre Garantie bekommt. IKEA hat mich nie enttäuscht, die Qualität der Formteile, Oberflächen und Beschläge ist 1A und alles passt. 

Wem das Fixieren an den Wänden dann doch etwas zu mühsam wird, kann jetzt einen Schreiner für einige Arbeitsstunden noch hinzuziehen. Trotzdem hat man dank PC-Einsatz viel Geld gespart. Do-it-yourself macht riesig Spass, wenn das System dann perfekt hinein- und zusammenpasst. 

Sonntag, 23. Dezember 2012

Lumia ad astra


Das Flaggschiff Microsoft hat wohl ein Dutzend Jahre lang die Computerwelt mit Windows und Office versorgt und damit für ein konsistentes Fundament gesorgt, auf welchem unzählige Anwendungen entwickelt werden konnten, die für die Wirtschaft, die Wissenschaft und nicht zuletzt für die Privatanwender unentbehrlich wurden. Wir haben uns daran gewöhnt.

Sogar Apple führte auf diesem Fundament mit der Übernahme der Microsoft Office Suite eine unauffällige Koexistenz. Bis der geniale CEO Steven Jobs mit dem iPhone, später dem iPad, das Steuer an sich riss und die Computerwelt mit Chaos überzog. Gleichzeitig wuchs Google mit betörenden Softwareerfindungen über die angestammte Rolle als Suchmaschine weit hinaus. Das Chaos wurde perfekt, als Google mit Android an den Grundlagen von Microsoft zu rütteln begann und Microsoft das Potential des Internets für jeden Menschen jahrelang unterschätzte.

Apple konnte als der lachende Dritte eine in sich geschlossene iLounge kultivieren, in der sich treue Gläubige und ordnungsliebende Überläufer versammeln, darunter besonders viele (nämlich über 50%) der CH-Smartphone-BenützerInnen.

Nun scheint sich das Blatt zu wenden. Android ist beim privaten Denkzeug auf Vormarsch, und mit Windows 8 wird Microsoft 2013 zu einem gleichwertigen Konkurrenten. Vieles deutet darauf hin, dass Microsoft sich auf die Rolle als Ordnungsmacht zurückbesinnt, denn für die Wirtschaft bringt das turbulente Apps-Gewitter keineswegs nur Vorteile. Können wir demnächst ein Überholmanöver des Flaggschiffs beobachten?

Windows 8 ist lanciert und millionenfach kopiert. Schon liest man von Ausverkauf der letzten Windows 7 Computer. Microsoft will selbst ein Tablet lancieren – und kann nicht liefern. Die Nokia Lumia 920 mit Windows 8 sind überall ausverkauft, wochenlang, während sich der Wert der Aktie von Nokia zweimal binnen eines Monats verdoppelt hat. Mit Microsoft und Nokia, dem Platzhirsch der Mobiltelefonie, wächst zusammen was zusammen gehört. Selbst Samsung beginnt sich auf Windows 8 zu besinnen. Die grossen Kacheln werden das Computerjahr 2013 beherrschen. Wird Microsoft die ersehnte Ordnung in das Chaos zurück bringen?

Ich habe bereits ein gelbes Nokia Lumia 920 ergattert (siehe Bild), um dabei zu sein, wenn in Redmond wieder die Tulpen blühn...

Dienstag, 4. Dezember 2012

Guetn8




Merry Christmas war kurz und bündig der Inhalt der vor genau 20 Jahren verschickten ersten SMS. Oder heisst es „das“ SMS? Ich google und finde weit mehr Treffer für „die“ SMS. Allerdings berät mich weiter unten ein Portal für Rechtschreibung, dass in der Schweiz der sächliche Genus üblich ist. Also neige ich mich beim Beschreiben der Short Message Service-Botschaften dem Neutrum zu, was im Einklang mit dem süddeutsch-sächlichen Artikel des E-Mails ist. Mit maximal 160 Zeichen ist das SMS eine zur Kürze zwingende Botschaft. Doch gerade deshalb hat die täglich Millionen SMS verschickende Jugend begeistert einen Kurz-Jargon[1] entwickelt, der von uns Älteren als Wildwuchs und grammatische Anarchie empfunden wurde. Das internationale Forschungsprojekt „sms4science“ wies allerdings keinen negativen Zusammenhang zwischen SMS-Schreibung und Schreibkompetenz nach, im Gegenteil. Während ich mich auf den munzigen Touch-Screens mit den Fingerkuppen oft vertippe, schaute ich neulich einer Schülerin zu, die im fahrenden Wagon stehend, schwindelerregend schnell mit beiden Daumen auf dem iPhone SMS um SMS schrieb. Schreibverwilderung sieht anders aus! Neid und Respekt zollte ich dieser jungen Dame, der offensichtlich das Handy in die Wiege gelegt wurde und die damit in steter Übung ihre Kommunikationsfreude perfekt auslebt. Die SMS-Forscherinnen wiesen Erstaunliches nach: Die Grammatik setzt sich auch im SMS durch. Zwar wechselt die Sprache oft im gleichen Satz, etwa so: „Je viens de rater le train ce qui veut dire, dass du chli uf mich wartä muäsch...“. Doch leben die Dialekte auf, das SMS scheint Zufluchtsort des geschriebenen Rätoromanischen zu sein. Gsimst wird so, wie man miteinander sprechen würde. Allerdings werden nach kurzen Vokalen Doppelkonsonanten geschrieben, wie chunnt, gwüsst, iklemmt. Stenografie mag tot sein, aber in den Daumenbotschaften ist Kurzschrift, oft ist mit Emoticons versüsst, wieder in. Um die Sprach- und Schreibkompetenz der Mädchen, die doppelt so oft wie die Jungen simsen, brauchen sich niemand Sorgen zu machen. Und wir Älteren könnten doch auch mal versuchen, damit den Jungen neu zu begegnen. Kommt „Guetn8 k+ly“ zurück, wissen Sie, dass ihre Enkelin Sie mag.
Glg Bruno Fricker
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[1] www.smszeichen.ch

Samstag, 17. November 2012

Tanzen statt surfen


Tanzen statt surfen...


...ein neuer Trend? Surfen im Internet meint das oberflächliche Sich-treiben-lassen von diesem zum nächsten Hyperlink. Die Verweildauer auf der Welle ist kurz, sie verläuft bald im Sand, und schon fordert die nächste meine volle Aufmerksamkeit, bis auch diese, nach Sekunden, der übernächsten Platz macht. Surfen ist vollkommen re-aktiv, von aussen gesteuert. Spätestens seit Manfred Spitzers neuestem Buch „Digitale Demenz“ ist diese Tätigkeit als verdummend und süchtig machend in Verruf geraten. Da halte ich es schon eher mit unserem Zürcher Neuropsychologen Lutz Jäncke, der es fahrlässig findet, den Leuten auf diese Weise Angst einzujagen. Ich möchte deshalb lieber durch das Internet tanzen statt surfen. Tanzen ist die hochwertigste Form menschlicher Bewegung. Seitdem ich, zusammen mit meiner Frau, Tanzunterricht nehme, wächst von Jahr zu Jahr mein Respekt vor dieser Kunst. Man beginnt mit Tanzschritten, die in der Google Bildersuche als Abfolge von Fussabdrücken mit Richtungspfeilen dargestellt sind. Jedoch, Tanzen ist weit mehr, als das Setzen der Füsse in derartige Schablonen. Tanzen ist das rhythmisch fliessende, selbstbeherrschte Zusammenspiel unzähliger Bewegungsmöglichkeiten meines ganzen Körpers im Austausch mit der Partnerin. Besonders wichtig: Die Bewegungen gelingen nur, wenn das Zentrum führt. Die Glieder gehorchen dem Zwerchfell und den Drehungen der Hüften. Die Tanzfigur muss sich von der Körpermitte her entfalten. – Wer das Internet benützt, darf sich nicht von den Inhalten (ab)treiben lassen, sondern muss sich bewusst machen, was sie oder er damit anstellen will. Nicht Re-aktion sondern Re-flexion muss das Credo sein. Das Zentrum – und das ist in diesem Fall der menschliche Geist – muss unbedingt führen. Er darf sich anregen lassen von unzähligen Aussagen und Bildern, die eine Suchmaschine herbeischafft, aber er muss augenblicklich aussortieren, was seinem Führungsanspruch zuwiderläuft. Dann dienen die Klicks beziehungsweise Gesten der Weiter- und Höherentwicklung unserer kognitiven Fähigkeiten. Damit können wir die Welt lustvoll verinnerlichen, unsere Orientierung festigen und unsere Fähigkeiten perfektionieren wie ein tanzendes Paar in seinem Saal.

Montag, 1. Oktober 2012

Windows 8



Beständig ist nur der Wandel. Wieder gilt es umzulernen, denn Windows 8 steht vor der Tür. Microsoft will sich damit eine führende Rolle bei den tragbaren Computern sichern. Und diesen gehört die Zukunft. Während sich Apple und Google mit Patentklagen überziehen, lanciert Microsoft mit Windows 8 eine strategische Wende. Noch kann niemand voraussagen, wie es mit der Akzeptanz des neuen Betriebssystems aussehen wird, aber es spricht doch einiges für Microsoft. Plättlileger werden jedenfalls ihre Freude daran haben, denn man schaut nun auf das Kachelwand UI (User Interface). Wer seine Ikönchen gern auf einen tollen Hintergrund legte, wird sein Lieblingsbild vermissen. Doch der Platz ist knapp bei tragbaren Geräten, und da ist es doch besser die Schaltflächen aufzuwerten und womöglich mit Fingern bedienbar zu machen. Die Kacheln sind nun selber Informationsträger, zeigen Bildershows, Wetterberichte, melden neu eintreffende Nachrichten, Musiktitel - kurzum die neue Oberfläche lebt. Die Charm-Leiste ist der Ersatz für das Startmenü. Man kann sie am Rand jederzeit hervorholen. Sie trägt die Aus-Taste, welche das UI sehr schnell in den Ruhezustand versetzt. Ganz abschalten muss man den PC nur noch 1- bis 2-mal im Monat. Folglich ist das UI auch sofort da, wenn man den PC einschaltet. Gespannt sein darf man auf den Ressourcenverbrauch, der gegenüber Windows 7 dem Vernehmen nach deutlich gesenkt wurde. Konservative, die mit der UI-Umstellung Mühe haben, können übrigens auf die vertraute Windows-Oberfläche wechseln. Windows 8 ist eine beachtenswerte Grundlage für stationäre und tragbare Computer bis hinunter zu den Smartphones.
Damit nicht genug: Microsoft lanciert dazu ein äusserst elegantes Tablet mit abnehmbarer Tastatur. Es ist preiswert und soll Windows 8 zum Durchbruch verhelfen.

Mittwoch, 5. September 2012

Verkehrslage




Morgenstau auf der Sihlhochstrasse

Was in dieser Kolumne 2009 als Zukunftsmusik bezeichnet wurde, ist heute Tatsache: die Abbildung der aktuellen Verkehrslage in Google Maps. Viele Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android sind in Autos unterwegs und geben laufend Standortdaten ab. (Man kann das abschalten, doch niemand weiss wo...) Google verfügt deshalb über ein genaues Bild der Verkehrslage. Aus Standort- und Zeitdifferenzen sind insbesondere die Geschwindigkeiten der Verkehrsflüsse augenblicklich verfügbar. Google ist dank maximaler Vernetzung und Rechenkapazität andern Verkehrs-Dienststellen weit voraus. Nur Google hat diesen zeitechten Einblick und kann die ungeheuren Datenmengen im Kartenwerk Maps der Öffentlichkeit augenblicklich präsentieren. Diese kann damit in sehr praktischer Weise vom Boom der Smartphones profitieren, denn Maps läuft ausgezeichnet auf den Smartphones, die gleichzeitig Messpunkte sind. Maps starten, Zürich sprechen, schon sehen Sie die Spuren mit Stau (stop-and-go, braun), zähfliessendem (rot), dichtem (gelb) und normalem Verkehr (grün) auf Ihrer Zufahrt nach Zürich. Google weiss, dass Sie in Kilchberg sind, und zeigt Ihnen die nächstliegende Zufahrt (Wollishofen und Brunau). Vergrössern Sie die Karte ein wenig mit einem Fingertipp bei +, dann sehen Sie die Verhältnisse auf den Quartier- und Umfahrungsstrassen auch und erkennen, wie Sie Staus umfahren können. Ortungsquellen sind die Zellen für Mobilfunk und die zufällig tangierten WLAN-Felder, die wie Leuchttürme zur Triangulation benützt werden. Jedes Android-Handy speichert laufend die Position der letzten 50 Handy-Funkmasten und 200 WLAN-Netze. Anhand einer riesigen Datenbank, in der alle WLAN-Stationen und Funkmasten verzeichnet sind, kann das Android-Handy auch ohne GPS bis auf wenige Meter genau den Standort ermitteln. Dennoch kann GPS zur noch genaueren Ortung beitragen, sofern es eingeschaltet ist. Der Einfluss Googles auf den Verkehrsfluss ist noch kaum absehbar.