Samstag, 23. April 2011

Quantensprünge


Die Natur macht Sprünge. So baut die pazifische Platte mit der eurasischen Platte unvorstellbare Spannungen auf, die sich plötzlich entladen. Wann dies geschieht, weiss niemand. Nur dass es in Jahrzehnten mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit und einer gewissen Stärke vorkommen wird, lässt sich voraussagen. Die Platten umschliessen den Planeten Erde wie eine gesprungene Schale das Ei. Im Innern ist es flüssig und sehr heiss. Am Ort des Bebens hebt oder senkt sich der Meeresboden entlang der Bruchlinie ruckartig. Die ganze kilometertiefe Wassermasse macht die Bewegung mit. Ein unvorstellbar grosses Quantum Energie entweicht als Wasser-Grundwelle mit beinahe Schallgeschwindigkeit zur Seite. An den Küsten speist sie die Wellen-Front mit gewaltigen, rasch nachfliessenden Wassermassen, die alles Menschengemachte zerstören und in der anschliessenden Gegenbewegung in den Schlund des Meeres zurückreissen.

Im Kleinsten regiert die Quanten-Sprung-Natur ebenso unerbittlich. Wann ein Atomkern zerfällt und zerstörerische, energiereiche Quanten abschickt, kann niemand wissen. Bekannt ist aber, wann die Hälfte von Uran235 in einer radioaktiven Zerfallskette zu Blei zerfallen ist, nämlich in 704 Millionen Jahren. Das in Kernreaktoren erbrütete, giftige Plutonium 239, das die Leber zerstört, besitzt eine Halbwertzeit von 24 Tausend Jahren. Beide Isotope dienen in den Reaktoren als Kernbrennstoff – wehe wenn die gesteuerte „Verbrennung“ aus dem Ruder läuft!

Japan zeigt drastisch, dass wir allen Grund haben, uns vor den Quantensprüngen zu fürchten. Sie gehören zur urtümlichen Natur und sind weder voraussagbar noch beherrschbar. Wir können nur kunstfertig ernten, was uns davon gnädig überlassen wird. Das gilt vom Meer ebenso, wie von der Sonne, vom Wind und von der Erdwärme, die mutmasslich durch einen planetarischen Kernreaktor im Erdinnern auf ewig gespeist wird. Mit Kollektoren auf den Dächern und Sonden in den Böden, mit Wind- und Wellenenergie dürfen wir weitermachen. Mit einem grösseren Solardach oder Windrad lässt sich elektrisch Autofahren. Dazu sind Computer notwendig, zur klugen Steuerung und Optimierung der hierzu nötigen Anlagen. Im Wallis gibt es ein Musterdorf mit Häusern, die von der öffentlichen Energieversorgung völlig unabhängig sind, und zwar ohne Komforteinbusse. Ob der hierzu notwendige Quantensprung in der Politik wohl bald gelingt?

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