Montag, 16. Mai 2011

Ohne Computer


Heute etwas Schubert gehört, aus seiner Klaviermusik zu vier Händen, vorzüglich verbunden mit einem Nickerchen an einem Sonntagnachmittag. Warum werde ich durch das Hören dieser wunderbaren Musik immer in ein grünes Land entführt? Sie ist mein Inbegriff einer längst vergangenen ländlichen Idylle, wie wir sie einst im unteren Sittertal erlebten, an einem verschlafenen Juninachmittag in der Gesellschaft summender Insekten. Die nächste lärmende Strasse liegt unhörbar hinter bewaldeten Kuppen. Auf einem Flurweg zieht noch ein Pferd den Wagen, sonst ist da kein Laut. Träg und breit wälzt sich der Fluss in dreiviertel Schleifen durch Auen und verlorene Wälder. Weit und breit kein Haus, kein Mensch und kaum ein Wanderweg. Solche Idyllen gibt es noch, auch in der Schweiz, aber man muss sie entdecken. Zu Schuberts Zeiten mögen sie in der Landschaft rund um Wien normal gewesen sein. Als ich damals, jung verheiratet, mit meiner Allerliebsten dem Fluss entlangging, spürte ich es auch: Eine Welt schimmernd in Wehmut über eine längst verlorene Einsamkeit, die man, wie ein Glücksrausch, nur für einen Augenblick geniessen darf. Ein verklärter Augenblick, wo alles stimmt, wo nichts die versonnene Tiefe zerreisst, wo das Pendel still steht, wo ein fernes Lied von nirgendwo heranklingt und die Seele fortträgt «als flöge sie nach Haus».

Synästhesie zu Schuberts Musik, mit Augen, Ohren, Geruch und mit dem ganzen Gemüt.

Wenn der Computer etwas zerstört hat, dann dies: Idyllen ohne Computer. Man kann aber den PC benützen, um den Computer eine Weile auszusperren. Wenn man, wie ich bei www.emusic.com, sich in ein Lied versenkt, das die Seele entrückt. So sehr ist der Mensch mit dem Computer verbunden, dass er zur Maus greift, um sich vor dem Computer zu schützen.
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Eine Leserin machte mich darauf aufmerksam, dass man bei bzw. von Wikipedia Musik kostenlos herunterladen kann:
http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Sound/list, siehe auch
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_online_music_databases

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